Mönchengladbach. Christoph Kramer besitzt bei Borussia Mönchengladbach einen Vertrag bis 2025. Dieser soll aber nun zeitnah aufgelöst werden.
Christoph Kramer will sich nun auch als Autor einen Namen machen. Der Weltmeister von 2014 hat seinen Debüt-Roman fertiggestellt, der im Frühjahr 2025 bei einem großen deutschen Verlag erscheinen soll. In dem Buch geht es, wie Kramer bereits verriet, um eine „Coming-of-Age-Erzählung“, also eine Geschichte des Erwachsenwerdens, und nicht, wie anzunehmen wäre, um Fußball, also jene Sportart, die Kramer, 33, schon insgesamt zehn Jahre als Profi von Borussia Mönchengladbach ausgeübt hat. Im Erscheinungsjahr seines literarischen Erstlingswerks endet auch sein Vertrag. Dass er diesen bei dem niederrheinischen Bundesligisten noch erfüllen wird, ist allerdings unwahrscheinlich.
Nach Informationen dieser Redaktion soll es zeitnah zu einer Auflösung des Vertrags kommen, obwohl Kramer ein Gesicht der Borussia ist. Während der Heim-EM flogen dem Mittelfeldspieler in seiner Rolle als TV-Experte beim ZDF noch die Fan-Herzen zu, weil er schnörkellos, spontan und kompetent über Fußball sprach. Selbst spielen darf er ihn in Gladbach allerdings immer seltener.
Konkurrenzkampf im Gladbacher Mittelfeld
„Chris kam am Ende der Saison auf uns zu und hat bezüglich seiner sportlichen Perspektive nachgefragt beim Trainer. Der Trainer hat ihm klar gesagt, dass es herausfordernd wird, weil es im Mittelfeld einen großen Konkurrenzkampf gibt“, berichtete Sport-Geschäftsführer Roland Virkus im Trainingslager am Tegernsee. „Ich habe das gleiche Gespräch mit Chris noch einmal am Anfang der Vorbereitung geführt. Jetzt muss er sich diesem Konkurrenzkampf stellen und schauen, ob das für ihn geht oder nicht. Er muss mit dieser Situation arbeiten, alles Weitere liegt jetzt bei ihm.“
Kramer, der auch in der Baller League aktiv ist, will sich mit seinem hochdotierten Vertrag aber nicht so einfach von Borussia verabschieden. Knapp vier Millionen verdient der frühere Profi des VfL Bochum dort pro Jahr, schon seit geraumer Zeit stehen die Borussen mit ihm in Verhandlungen über eine Auflösung des Arbeitsverhältnisses. Die Vorbereitung auf die neue Saison zeigte, dass sich der gebürtige Solinger gegen die Konkurrenz auf den zentralen Mittelfeldpositionen kaum durchsetzen kann. Im Test gegen den Bundesliga-Aufsteiger Holstein Kiel (1:0) spielte er 45 Minuten als Innenverteidiger, gegen die U21 von Ipswich Town (3:1) kam er nicht zum Einsatz. Im Doppeltest gegen Racing Straßburg (2:0, 1:0) fehlte er, offiziell wegen Muskelproblemen.
Mit Gladbach in der Champions League
Dem Mannschaftsrat gehört Kramer ebenso wie sein Mittelfeldkollege Florian Neuhaus (27) jetzt nicht mehr an. Gerardo Seoane, der in seine zweite Saison als Gladbach-Trainer geht, strich beide jüngst aus dem inneren Teamzirkel. Dabei hatte insbesondere Kramers Wort in der Kabine immer viel Gewicht. Der Routinier hat in seiner Karriere viel erlebt, er spielte mit den Fohlen in der Champions League gegen den FC Barcelona, Inter Mailand und Manchester City, er stand in der Startelf, die in Rio den WM-Triumph feierte. Auch deshalb genießt er noch immer hohes Ansehen im Verein.
Unter Seoanes Vorgänger Daniel Farke, mittlerweile Trainer des englischen Zweitligisten Leeds United, war Kramer in der Saison 2022/23 noch zu 29 Liga-Einsätzen 2230 Spielminuten gekommen. Zwischenzeitlich zog er sogar als eine Art Spielmacher die Fäden und trug als Ersatzkapitän die Binde. Die Situation änderte sich für Kramer mit dem Trainerwechsel. Seoane gestand ihm in der vergangenen Saison zwar noch 14 Liga-Einsätze zu, aber mit nur 239 Minuten. Kramer saß meistens auf der Bank.
Eine Perspektive auf mehr Einsätze hat er mit Blick auf die neue Spielzeit eher nicht. Borussias Zugänge Kevin Stöger (30/VfL Bochum) und Philipp Sander (26/Holstein Kiel) sorgen für mehr Gedränge im Mittelfeld des Tabellen-14. der Vorsaison, für den der Pflichtspielauftakt am kommenden Samstag (13 Uhr/Sky) mit der Pokalpartie beim Drittligisten Erzgebirge Aue ansteht. Es ist nicht damit zu rechen, dass Kramer dann zum Aufgebot gehören wird. Am darauffolgenden Freitag (20.30 Uhr/Sat.1) folgt der Bundesliga-Start im Borussia-Park gegen Kramers Ex-Klub Bayer Leverkusen. Bis dahin könnte schon eine Einigung über eine Auflösung des Kontrakts vorliegen. Christoph Kramers Zeit als Profifußballer in Mönchengladbach scheint zu enden.