Essen. Gleich vier TV-Sender übertragen in Deutschland die EM-Spiele live. Die Bilanz fällt durchweg positiv aus - vor allem im Vergleich zur Katar-WM.

Singende Schotten, tanzende Niederländer - und wieder Lagerfeuer-Zustände bei Spielen der deutschen Nationalmannschaft. Die Heim-Europameisterschaft hat in der Gruppenphase die Menschen begeistert, das wurde täglich deutlich, so äußerten sich viele Beteiligte an dem Fußballfest. Doch wie beurteilen die TV-Anstalten - immerhin gleich vier Sender übertragen in diesem Jahr die EM im deutschen TV - den bisherigen Turnierverlauf? Wir haben bei ARD, ZDF, RTL und dem Pay-TV-Anbieter MagentaTV nachgefragt.

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    Ein Zwischenfazit nach den ersten zwei Wochen des Turnierverlaufs fällt durchweg positiv aus. „Wir sind bislang sehr zufrieden – nicht nur mit den hervorragenden Zuschauerzahlen und der Online-Nutzung, sondern auch mit unseren Übertragungen“, sagt etwa Axel Balkausky, Sportkoordinator der ARD gegenüber dieser Redaktion. Vor allem das Konzept, dass die Moderation direkt aus den Stadien durchgeführt wurde, sei aufgegangen. So hätte die ARD die Atmosphäre der „großartigen“ Fans bis in die Wohnzimmer der Menschen transportieren können.

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    Der zweite übertragende öffentlich-rechtliche Sender ZDF fährt hingegen ein anderes Konzept und moderiert vor allem aus dem ZDF-Hauptstadtstudio. Ein Moderator oder eine Moderatorin begrüßt drei Experten und Expertinnen, sowie Live-Publikum. Für ZDF-Sportchef Yorck Polus habe diese Art der Übertragung besonders überzeugt. „Unsere Expertenriege im EM-Studio überzeugt zudem durch ebenso kurzweilige wie treffende Analysen. Gerade die Kombination von unterhaltenden und analytischen Momenten ist in den „sportstudio live“-Sendestrecken aufgegangen“, sagt er gegenüber dieser Redaktion.

    Wenn Christoph Kramer (l.) und Per Mertesacker nicht gemeinsam im Stadion sind, sitzen sie als ZDF-Experten auf einem Sofa im Hauptstadtstudio.
    Wenn Christoph Kramer (l.) und Per Mertesacker nicht gemeinsam im Stadion sind, sitzen sie als ZDF-Experten auf einem Sofa im Hauptstadtstudio. © Getty Images | Alexander Hassenstein

    Anders als in vielen Jahren der Fußball-Berichterstattung mischen in diesem Jahr noch zwei weitere Sender in den Übertragungen mit. MagentaTV überträgt als Pay-TV-Anbieter gar als einziger Sender jedes einzelne Spiel dieser Euro - offenbar mit großem Erfolg. Satte 43 Millionen Menschen haben die Vorrundenspiele allein beim Telekom-Anbieter gesehen, teilte das Unternehmen mit. Allein mit der Partie Ungarn gegen Schweiz - das Duell der deutschen Gruppengegner - hätten 2,3 Millionen Zuschauer gesehen. Diese Partie lief nur bei Magenta. Andere Spiele bot das Unternehmen in Zusammenarbeit mit dem Privatsender RTL an und auch beim Kölner Unternehmen ist die Begeisterung groß ob des TV-Erfolg. „Diese Euro ist ein Ausnahmeereignis im deutschen Fernsehen und wir sind hochzufrieden mit unseren Live-Übertragungen und der begleitenden EM-Berichterstattung auf den Sendern und Plattformen von RTL Deutschland“, teilte ein Sprecher von RTL mit. Allein in der ersten Turnierwoche hätten knapp 20 Millionen Menschen die Spiele bei RTL gesehen.

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    Starke TV-Quoten verzeichnen auch ARD und ZDF in diesen EM-Tagen. 12,4 Millionen Zuschauer hätten die ARD-Übertragungen im Schitt gesehen mit einem Marktanteil von rund 50 Prozent. Auch das ZDF verweist auch einen Marktanteil von 50 Prozent, bei jungen Menschen sogar noch höher. „Fußball-Deutschland ist im Turnier angekommen“, sagt ZDF-Sportchef Polus deshalb. Diese Wahrnehmung hat auch Balkausky - vor allem im Vergleich zu den letzten Turnieren. „Die Stimmung im Land ist eine ganz andere als bei den letzten beiden großen Turnieren. Natürlich liegt es auch daran, dass die EM in Deutschland stattfindet, eine Heim-EM zu haben, macht etwas mit den Menschen. Gleichzeitig war die Fußball-WM in Katar aus politischen Gründen sehr umstritten“, sagt Balkausky. „Die im Moment doch sehr positive Stimmung hierzulande und die tollen Zuschauerzahlen liegen aber sicherlich auch am bisherigen Auftreten der deutschen Nationalmannschaft, die mit ihrer Art zu spielen wieder Lust auf Fußball macht. 

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    Alle vier Anbieter betonen zudem, dass das multimediale Angebot hervorragend angenommen würde. So erreichen Videos und Beiträge in den Sozialen Medien Millionenaufrufe. „Insgesamt wurden im Turnierzeitraum mehr als 2.250 Postings über die Kanäle der Telekom abgesetzt und mehr als 310 Millionen Impressionen generiert. Besonders beeindruckend ist die Zahl von mehr als 230 Millionen Videoaufrufen auf den offiziellen Kanälen“, teilte Arnim Butzen, TV-Chef der Telekom, mit. Balkausky freut zudem, dass Zusatzangebote wie das Kneipenquiz, das in einer Bochumer Lokalität stattfinden, sich größter Beliebtheit unter den Zuschauern erfreuen würde. „Das zeigt, dass viele einfach gut unterhalten werden wollen, vielleicht auch, um ein wenig Abstand von den schwierigen Themen des Alltags zu gewinnen“, so der ARD-Sportkoordinator. RTL verweist sogar darauf, dass die Inhalte der EM im Plus-Angebot die meisten Aufrufe nach dem Reality-Format „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ erzeugt.

    Die kommenden zwei EM-Wochen dürften daher auch für die TV-Anstalten zu einem Erfolg werden. Für die Fans ohnehin. Denn sie erwarten nun die wichtigen K.o.-Spiele.