Hamburg. Die erste DFB-Party war an einem Freitag, die zweite Feier um 18 Uhr. Eine Handlungsanweisung, wie man es abends besser nicht macht.
Aufmerksame Leser dieser Kolumne kennen ihn schon: Sohn Samuel, sieben Jahre alt (bald acht), passionierter Straßenkicker und seit dem Auftaktsieg der DFB-Auswahl gegen Schottland vor anderthalb Wochen großer Deutschland-Fan.
Der 5:1-Sieg an einem Freitag wurde trotz der Anstoßzeit um 21 Uhr („Papa, ist doch Wochenende...“) mit ein paar Chips und ganz viel Jubel zelebriert, das 2:0 gegen Ungarn am vergangenen Mittwoch (Anstoß: 18 Uhr) mit den Fußballfreunden aus der F-Jugend zusammen geguckt.
Problem Schule: Gegen die Schweiz spielt Deutschland um 21 Uhr
Doch an diesem Sonntag nun das erste Problem: Deutschlands drittes Gruppenspiel gegen die Schweiz wurde für 21 Uhr terminiert – und am nächsten Morgen ist Schule.
Was also tun? Ein schneller Rückblick in die eigene Vergangenheit. 1988, die letzte Heim-EM. Der Eintritt ins Schwimmbad hat 50 Pfennig (oder einen beherzten Sprung über den Zaun) gekostet, das Lieblingsspielzeug war He-Man und die EM (inklusive der Duplobilder) war schon damals für einen Achtjährigen, späteren Reporter das Größte.
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Und schon damals hatten die Uefa-Chefplaner-Organisatoren kein Herz für Kinder. Die meisten Spiele fingen um 20.15 Uhr zur besten Sendezeit an – oder eben zur schlechtesten Ins-Bett-Gehzeit. Je nach Perspektive.
Was ich außer He-Man, Duplo und das Über-den-Zaun-Springen noch erinnere: Mein Vater hatte – zum Ärger meiner Mutter – sehr wohl ein Herz für fußballverrückte Kinder. Seine Lösung: Er versprach hoch und heilig („Indianerehrenwort“), mir sämtliche Zwischenergebnisse direkt vom Wohnzimmer ins Kinderzimmerbett zu übermitteln.
Das deutsche Achtelfinale ist wieder am Wochenende
Die Folge: Bis zum Abpfiff wurde natürlich keine einzige Sekunde geschlafen, immer in der Hoffnung, dass gleich die Tür aufgeht und Papa im Prä-Handy-Ergebnissticker-Zeitalter mir den aktuellen Zwischenstand flüstert.
Die Lösung am Schweiz-Sonntag: ein Samuel-Papa-Deal. Das Ergebnis gibt es erst an diesem Montag zum Frühstück, garniert mit zwei Versprechen. Erstens: Die Tore bei Youtube noch vor der Schule zu zeigen. Und zweitens: Das Achtelfinale findet ja wieder am Wochenende statt.