Duisburg. Trotz 1:0-Sieg bleiben die Abstiegssorgen beim MSV Duisburg. Trainer Boris Schommers will die positiven Aspekte hervorheben.

Ein Teenager aus Amerika macht 8000 Duisburger glücklich. Der 19-jährige Santiago Castaneda erzielte in der Nachspielzeit den Treffer zum 1:0 (0:0) Heimsieg des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg gegen den VfB Lübeck. Nach einer Ecke und einer zu kurzen Abwehr vor dem Tor machte der eingewechselte Mittelfeldspieler sein Bein lang und erlöste sein Team in einen Leben-oder-Sterben-Spiel gegen einen Mittbewerber im Abstiegskampf. Für MSV-Trainer Boris Schommers war es der erste Sieg im siebten Spiel seiner Amtszeit bei den Zebras. „Er hat den Ball sehr gut genommen und mit voller Überzeugung ins Netz gehauen“, sagte der Coach über seinen Matchwinner. Trainerkollege Julius Pfeiffer aus Lübeck fand das einfach nur „kacke“.

Des einen Leid, des anderen Freud: „Es war ein großartiges Gefühl. Ich habe immer davon geträumt, ein Tor für den MSV zu schießen und heute war es auch noch ein entscheidender Treffer“, schwärmte Santiago Castaneda nach der Partie vor der Minuskulisse 8255 Zuschauer. Eilig hatte er es danach: „Ich kann es nicht abwarten, mich bei meiner Familie in Tampa zu melden. Ich weiß, dass sie zugeschaut haben, obwohl es dort erst acht Uhr am Morgen ist“, berichtete der Mann des Tages über seine Kontaktaufnahme mit den Castanedas in Florida.

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MSV Duisburg: Klassenerhalt noch immer eine schwere Aufgabe

Durch den Erfolg verbesserte der Spielverein auf Platz 19 in der Tabelle seine Aussichten auf den Klassenerhalt nur unwesentlich, bewahrte sich aber immerhin vor Hoffnungslosigkeit. Bis zum rettenden Ufer sind es fünf Punkte. Dabei hat Halle auf Platz 16 noch ein Nachholspiel zu bestreiten und kann die Distanz auf acht Zähler ausweiten. Kapitän Sebastian Mai ordnete den Erfolg deshalb schnell ein: „Das sind drei Punkte. Das bringt uns jetzt erst einmal nicht so viel. Wir müssen weiter spielen und wir müssen weiter hart kämpfen.“

Ganz kostenfrei kommt der so heißt ersehnte Dreier nicht daher: Caspar Jander, der kreativste Offensivspieler der Hausherren, musste nach einer Stunde mit einer Sprunggelenksverletzung vom Platz. Trainer Schommers konnte in der Pressekonferenz noch keine Entwarnung geben. Jander habe nach wie vor Schmerzen und habe ihm lediglich gesagt: „Man muss sehen.“

MSV-Trainer Boris Schommers will „positiven Moment“ würdigen

Dennoch, der Fußballlehrer wollte vor allem „den positiven Moment“ würdigen und einen Sieg, „den die Mannschaft, die Fans und der ganze Verein unbedingt gebraucht haben.“ Der Coach lobte sein Personal dafür, „dass sie alles aus den Töpfen herausgeholt hat.“ Auch Sebastian Mai, erneut in der Spitze unterwegs, sprach davon, „dass wir aufopferungsvollen Fußball gespielt haben.“ Er gab zu: „Das sah vielleicht nicht immer ganz so schön aus. Aber wir hatten Phasen mit viel Ballbesitz mit einem perfekten Ende für uns.“

Mai hob die gute Abwehrarbeit hervor und sagte: „Wir haben super verteidigt.“ Die Hausherren ließen in der ersten Halbzeit nur eine Chance durch den Ex-Duisburger Mirko Boland zu (4.) und standen auch nach dem Wechsel meist sicher. Glück hatte der MSV, dass Tommy Grupe (53.) nach einer Ecke nur den Pfosten traf. Trainer Schommers beklagte: „Da waren wir nicht wach genug.“ Die Unaufmerksamkeiten nach Standardsituationen sind eine der großen Schwächen der Zebras in dieser Saison. Pech hatten die Gastgeber, dass Schiedsrichter Felix Weller einen Treffer von Niklas Kölle (43.) in der ersten Halbzeit aberkannte. Der Unparteiische entschied auf Abseits. Daran durfte man mit Grund zweifeln.

MSV-Spieler Thomas Pledl vergibt aussichtsreiche Chance

Nach der Pause vergab Thomas Pledl (62.) eine aussichtsreiche Möglichkeit, als er nach einer Flanke von Niklas Kölle den Ball nicht entscheidend traf. Caspar Jander (54.) scheiterte ebenfalls aus brauchbarer Schussposition. Erst in allerletzter Minute suchten die Hausherren, die es in der Saison lediglich auf zehn Tore brachten, mit aller Entschlossenheit den Weg zum Sieg. Der Mann, der für Jander kam, bahnte dem nun gezeigten Willen den richtigen Weg.

Für den MSV geht es nach vier Punkten aus den letzten zwei Spielen am kommenden Samstag bei Erzgebirge Aue weiter. Am vorletzten Spieltag der Hinrunde rollt der Ball für die Elf von Boris Schommers um 16:30 Uhr durchs Erzgebirge.