Essen. Die deutsche Nationalelf spielt wieder weltmeisterlich. Trotzdem muss Bundestrainer Löw den Generationswechsel einleiten. Wen soll er nominieren? Diskutieren Sie mit!

Wenn die Fußball-Nationalmannschaft in einer Schaffenskrise steckt, ist der Job des Bundestrainers vergleichsweise easy: Er lässt einfach die besten Spieler ran, die ihm die Klubs zur Verfügung stellen. So hat es Carsten Ramelow zu 46 Länderspielen gebracht und Mike Hanke zu zwölf. Plötzlich war man dankbar für jeden, der den Ball stoppen konnte.

Joachim Löw ist deshalb nicht zu beneiden. Zehn Jahre nach seinem Amtsamtritt steht dem Klinsmann-Nachfolger die schwerste Phase beim DFB bevor. Er hat ein Ensemble hochklassiger Spieler, die scheinbar mühelos die WM-Qualifikation bewältigen. Drei Spiele, drei Siege und 8:0 Tore — und trotzdem muss der Bundestrainer den Generationswechsel einleiten.

Der ehemalige Teamchef Rudi Völler ist 2004 in diese Falle getappt. Im Rückblick sagt er, dass er zu lange an jenen Spielern festgehalten hat, die ihm irgendwie die Vizeweltmeisterschaft 2002 erkämpft haben. Zwei Jahre später, bei der EM in Portugal, war sein Glück aufgebraucht. Deutschland schied erbärmlich aus. Löw weiß: Der Umbruch bei ihm ist unvermeidbar.

Ballack-Ausfall: Dem deutschen Fußball konnte nicht Besseres passieren

Vor sechs Jahren zwangen äußere Umstände Löw zum Generationswechsel. Kapitän Michael Ballack war so schwer verletzt worden, dass die WM 2010 ohne ihn stattfand. So makaber es klingt: Im Nachinein betrachtet, konnte dem deutschen Fußball nichts Besseres passieren. Anschließend war der Weg frei für die Spielergeneration um Mesut Özil und Sami Khedira.

Beim Leitwolf in einer Mannschaft verhält es sich nämlich so: Je älter der Stratege wird, umso mehr Ballkontakte fordert er. Beim Freistoß. Bei Eckbällen. Im Spielaufbau. Aller Welt will er seine Unersetzbarkeit beweisen. Erinnern wir uns an die EM 2008: Als ihm gegen Österreich das erlösende Freistoßtor gelang, fühlte Ballack sich bestätigt: Wichtig bin ich und unersetzbar!

Im Schatten eines Denkmals können die jungen Pflanzen kaum gedeihen. Özil, Khedira, Schweinsteiger — sie alle blüten erst auf, als Ballack weg war. Und sie wollten auch nicht, dass er zurückkehrte. Schon gar nicht als Kapitän. Das war der Grundstein für den WM-Sieg 2014: Nicht ein Spieler schulterte alles, sondern eine Mannschaft. Die Mannschaft.

Was also tun mit der Generation von Junioren-Nationalspielern, die aktuell mit der U21-Auswahl ohne Punktverlust die EM-Qualifikation gemeistert haben? Sané, Öztunali, Selke, Meyer, Tah, Goretzka und wie sie alle heißen, die zu Joachim Löw drängen: Alle vertrösten? Alle testen? Gegen wen? Für was? Tausend Fragen, die Löw bis Vertragsende 2018 beschäftigen werden.

Einen krassen Umbruch wird es nicht geben. Eher eine geschmeidige Integration, wie man sie bei Jonas Hector und Joshua Kimmich erlebt hat: Plötzlich waren sie Stammspieler und sind nicht mehr wegzudenken. Hier beginnt die Aufgabe des Bundestrainer und wird anstrengend: Wen vom Kollegen Stefan Kuntz soll er hochholen? Schreiben Sie uns Ihre drei jungen WM-Favoriten!

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