Bochum.. Die Staatsanwaltschaft fordert im Prozess zum größten Manipulationsskandal der europäischen Fußball-Geschichte gegen die mutmaßlichen Haupttäter Ante Sapina und Marijo C. hohe Haftstrafen. Beiden wird gewerbs- und bandenmäßiger Betrug vorgeworfen.
Im Prozess um den bislang größten europäischen Fußball-Wettskandal am Bochumer Landgericht fordert die Staatsanwaltschaft lange Haftstrafen für die Hauptbeschuldigten. Der bereits als Wettbetrüger bekannten Ante Sapina soll nach dem Willen von Staatsanwalt Andreas Bachmann unter anderem wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs für sieben Jahre in Haft, der fünffach vorbestrafte C. für sechs Jahre und neun Monate.
Beiden wird gewerbs- und bandenmäßiger Betrug vorgeworfen. Für den Mitläufer Dragan M. forderte die Anklage nur wegen gewerbsmäßigen Betruges ein Jahr und sechs Monate ohne Bewährung. Die Urteile der 12. Strafkammer am Landgericht Bochum werden für Donnerstagnachmittag erwartet.
„Feinde des Sports“
„Sie haben bewusst Wettbewerbsverzerrung in Kauf genommen und haben sich als Feinde des Sports gezeigt. Habgier und Geltungssucht waren Ihre Motive. Besonders Ihnen, Herr Sapina, ging es auch darum, Ihren Ruf zu verteidigen, in der Champions League der Wettbetrüger zu spielen“, sagte Staatsanwalt Andreas Bachmann in seinem Plädoyer und bezeichnete Sapina und C. als „Haupttäter“. Im Prozessverlauf hatte Bachmann nur Strafen von etwa sechs Jahren ins Gespräch gebracht.
Die einschlägige Vorstrafe Sapinas, der bereits 2005 im Rahmen des Wettskandals um Schiedsrichter Robert Hoyzer zu zwei Jahren und elf Monaten verurteilt worden war, wog in Bachmanns Strafmaßforderung besonders schwer. Er verwies auf den Zeitraum zwischen dem Urteil des Landgerichtes Berlin im November 2008 und dessen Bestätigung knapp ein Jahr später durch den Bundesgerichtshof in Karlsruhe: „Da ging es gleich, juppheidi, ins Ausland, wo weitergezockt wurde.“ Der folgende Strafvollzug habe laut Bachmann „nicht die geringste Wirkung gehabt“.
Im Prozessverlauf umfassend gestanden
Der Staatsanwalt bezifferte den Schaden, den Sapina bei den Wettbüros verursacht hat, auf exakt 2.349.844,83 Euro. Bei C. belaufe sich der so genannte Nettoschaden auf 2.232.616,73 Euro. Zugute hielt Bachmann den Angeklagten, dass sie im Prozessverlauf umfassend gestanden hatten. Wohl auch deshalb beantragte er, dass bis zum Haftantritt keiner der Angeklagten in Untersuchungshaft verbleiben müsse.
Im Gerichtssaal nahm Sapina die Ausführungen Bachmanns gefasst zur Kenntnis, in der Prozesspause danach wirkte er im Gespräch mit seinen Anwälten allerdings niedergeschlagen.
Ermittlungen gegen 300 weitere Verdächtige
Sapina und Marijo C. hatten im Verlauf des zweimonatigen Prozesses gestanden, Spieler, Schiedsrichter und Funktionäre bestochen zu haben. 51 Spiele, darunter auch Begegnungen in der Champions League und der WM-Qualifikation, sollen manipuliert worden sein. Für das Urteil bleiben nach einer Verfahrensbeschränkung, die am Donnerstag zu Beginn des zwölften Verhandlungstages vorgenommen wurde, noch 28 Spiele übrig.
Der Prozess gegen die mutmaßlichen Haupttäter ist der zweite vor dem Landgericht Bochum im Rahmen des Wettskandals. Am 14. April hatte die 13. Strafkammer gegen drei Angeklagte Haftstrafen zwischen drei und knapp vier Jahren verhängt. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln noch immer gegen gut 300 weitere Verdächtige. (sid/dapd)