München..
Der FC Bayern München hat den vielen Sternstunden, die er in den vergangenen drei Jahren erlebt hatte, noch eine weitere hinzugefügt – in einem Augenblick, in dem ihm dies nicht mehr sehr viele Menschen zugetraut haben. Mit einer Energieleistung, aber auch mit spielerischem Glanz, vor allem dank eines überragenden Thiago im Mittelfeld, besiegte der deutsche Rekordmeister am Dienstagabend den FC Porto 6:1 (5:0) und zog damit zum vierten Mal nacheinander ins Halbfinale der Champions League ein. Die Portugiesen waren anders als bei der Münchner 1:3-Niederlage im Hinspiel dieses Mal nur ein Sparringspartner.
Es ging um mehr als den Sieg
Es ging in diesem Duell vor 70 000 Zuschauern in der Münchner Arena nicht nur um das Erreichen der nächsten Runde im wichtigsten Klubwettbewerb, in erster Linie natürlich. Aber es ging für den Klub und für Pep Guardiola noch um viel mehr. Grundsätzliches stand auf dem Spiel. Über den Verein war ein Sturm hinweggefegt, ausgelöst durch den Rücktritt des langjährigen Vereinsarztes Hans-Wilhelm Müller Wohlfahrt. Am Dienstagabend sorgte die Mannschaft dafür, dass es in den nächsten Tagen wieder etwas ruhiger werden wird.
Noch nie zuvor war der FC Bayern in der Champions League nach einem Zwei-Tore-Rückstand im Hinspiel noch in die nächste Runde aufgestiegen. Trotzdem hatten sich die Münchner vor der Partie optimistisch gezeigt, ein „fußballerischen Weltwunder“ wäre es nicht, hatte Thomas Müller erklärt. Nicht einmal ein kleines Wunder war es, dass die Münchner den FC Porto so deutlich bezwang, weil sie anders als im Hinspiel von Anfang an hellwach waren.
Guardiola hatte nur eine Veränderung im Vergleich zur Partie sechs Tage zuvor in Portugal vorgenommen: Statt Dante spielte Holger Badstuber in der Innenverteidigung. Alles was Porto im Hinspiel richtig gemacht hatte, misslang aber am Dienstag. Statt wieder mit frühem Pressing die Münchner Abwehr unter Druck zu setzen, spielten sie abwartend. Das kann gegen eine Bayern-Mannschaft eben schnell schiefgehen. In der 14. Minute begann die Aufholjagd des FC Bayern, eingeleitet durch eine spanische Kombination. Juan Bernat flankte von der linken Seite präzise in die Mitte, dort lauerte Thiago und köpfte den Ball aus kurzer Distanz ins Netz (14.).
Ein großer Torhunger
Dieser Treffer wirkte wie eine Befreiung für die Bayern. Auch die Treffer Nummer zwei und drei erzielten die Roten per Kopfball. In der 22. Minute war es Jerome Boateng nach einer Ecke von Xabi Alonso. Dass der erste Weg des Verteidigers zu Reservist Dante am Spielfeldrand führte, ist auch ein Indiz für den guten Teamgeist. Fünf Minuten nach dem 2:0 köpfte Lewandowski zum 3:0 ein. Aber damit war der Torhunger des FC Bayern in der ersten Halbzeit noch nicht gestillt. Müller (36.) und noch einmal Lewandowski (40.) sorgten für das 5:0 zur Pause.
In der zweiten Hälfte ließ der FC Bayern Gnade walten und begnügten sich damit, den Gegner in Schach zu halten statt ihn weiter vorzuführen. Jackson Martinez gelang deshalb sogar noch das 1:5 (73.), doch Xabi Alonso erhöhte in der 89. Minute noch einmal: 6:1.