Andrea Henkel ist die alte Dame des deutschen Biathlons. Als die heute 36-Jährige im März 1995 im Biathlon-Weltcup debütierte, war ihre jetzige Teamkollegin Franziska Preuß genau ein Jahr alt. Für Henkel wird der Massenstart am Montag das letzte Einzelrennen ihrer langen und so erfolgreichen Karriere. Vor zwölf Jahren gewann die Thüringerin bei den Winterspielen in Salt Lake City mit der deutschen Staffel und im Einzel über 15 Kilometer. Bei Weltmeisterschaften gewann sie achtmal Gold.
Die Tage von Sotschi sollten der grandiose Abschluss ihrer Laufbahn werden. Aber bisher ist es nicht gut gelaufen für sie. Nach ihren wegen Dauerhustens verpatzten Auftritten beim Sprint (22. Platz) und Verfolger (29.) sowie der Pause im Einzelrennen trainierte sie zuletzt intensiv. „Es sieht gut aus, aber bei 100 Prozent ist sie noch nicht“, sagte Gerald Hönig, der Henkels Heim- und Bundestrainer ist. „Eine Medaille von ihr zu verlangen, wäre nicht angemessen.“
Henkel weiß, dass sie sich bei den vier Schießeinlagen keinen Fehler erlauben darf. Aber das Duell am Schießstand Frau gegen Frau kennt keine so gut wie Henkel. Nach dieser Saison legt sie die Waffe und die Langlauf-Ski endgültig in die Ecke. Eigentlich wollte sie schon nach den Spielen von Vancouver aufhören, doch da ihr Lebensgefährte Tim Burke auch zum Biathlon-Zirkus zählt, hängte sie noch einmal vier Jahre dran. Im Frühjahr ist Schluss. Andrea Henkel wird dann auch ihren Lebenspunkt von Thüringen in die USA nach Lake Placid verlegen. Mit einer Medaille mit der deutschen Staffel würde ihr der Abschied noch leichter fallen.