Bremen.
Ein Jahr vor Ablauf seines Vertrages bei Werder unterschreibt Mesut Özil einen neuen beim spanischen Top-Klub Real Madrid. Real zahlt rund 15 Millionen Euro Ablöse.
Ob Mesut Özil das vermissen wird, unerkannt an einem gepflegten Rasenplatz des TSV Ganderkesee zu stehen und mit seiner Lebensgefährtin Anna Marie Lagerblom zu sehen, wie deren siebenjähriger Sohn Montry mit Gleichgesinnten kickt? Werders WM-Star, ein zurückhaltender Zeitgenosse, hat sich dann meist ein Stück weit abseits gestellt, um nicht angesprochen zu werden, aber natürlich hat in der Gemeinde vor den Toren Bremens, zwischen Delmenhorst und Oldenburg, doch jeder gewusst, welches Promi-Paar hier auftritt. Ob der scheue 21-Jährige solch ein Refugium auch bei Real Madrid vorfinden wird? Wohl kaum. In die spanische Hauptstadt zieht er trotzdem. „Es ist ein Traum für jeden Fußballspieler, bei einem der besten Klubs der Welt zu spielen“, sagt Özil.
Am Dienstagnachmittag bestätigte Werder Bremen den Wechsel seines Hochbegabten – einen Tag vor dem heutigen Playoff-Hinspiel zur Champions League gegen Sampdoria Genua (20.45 Uhr/Sat. 1 live). Wäre Özil in dieser Partie eingesetzt worden, wäre er bei einem anschließenden Transfer zumindest in der Gruppenphase der Champions League nicht für Real spielberechtigt gewesen – die Zeit drängte also. Werder-Chef Klaus Allofs versicherte, dass der Verein seit langem vergeblich versucht habe, den 2011 auslaufenden Kontrakt des gebürtigen Gelsenkircheners, der im Winter 2008 für fünf Millionen Euro aus Schalke gekommen war, zu verlängern: „Wir standen kurz vor der WM ziemlich dicht vor einer Lösung, die ist aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht zustande gekommen.“ Real dürfte eine Transferentschädigung von rund 15 Millionen Euro zahlen. Die Bremer machen keinen Hehl daraus, dass sie es für besser geheißen hätten, wenn sich der weder körperlich noch mental wirklich stabile Filigrantechniker das eine oder andere Jahr in ihrer Wohlfühl-oase entwickelt hätte. In Madrid trifft Özil auf erbitterte Konkurrenz: Zwar fällt der Brasilianer Kaka noch eine Zeitlang verletzt aus, doch auch der Niederländer Rafael van der Vaart bewirbt sich um einen Platz in der zentralen Mittelfeld-Offensive.
Bremen hat als Ersatz den 23-jährigen Brasilianer Wesley vom FC Santos an der Angel. Doch zum einen scheinen die Besitzverhältnisse schwierig zu sein, und zum anderen hat offenbar Schachtjor Donezk ein unmoralisches Angebot unterbreitet. Klaus Allofs aber erklärt, man müsse „keinen Ersatz aus dem Hut zaubern“.