Dortmund. Beim 2:2 des DFB-Teams gegen Polen durfte Marcel Schmelzer als Linksverteidiger für 45 Minuten ran, aber nur als Ersatz für Kapitän Philipp Lahm. Der Abwehrspieler von Borussia Dortmund hat es in der nationalen Auswahl schwer, sich zu etablieren.
Es herrschte noch ein Durcheinander vor der neuen Arena in Danzig. An den Laufwegen für diejenigen, die nicht auf dem Spielfeld ihrer Arbeit nachgehen, müssen die Organisatoren der Europameisterschaft 2012 vielleicht noch etwas feilen. Marcel Schmelzer allerdings war schnurstracks unterwegs. Gerade war von der Nationalmannschaft bei den hartnäckigen Polen ein glückliches 2:2 vom Rasen getragen worden, schon eilte der Dortmunder auf den exklusiven Bus seines Ensembles zu, vorbei an blauen Bändern, die Gesprächszonen abteilten, vorbei an Journalisten, vorbei auch an seinem Kapitän.
Wäre Schmelzer weniger eilig unterwegs gewesen, hätte er hören können, was Philipp Lahm zu verkünden hatte. Etwas Interessantes, auch für den Kollegen Außenverteidiger. „Da kämpft jeder um die Plätze“, sagte der 27-Jährige mit einem Blick zurück auf die Partie, in der Bundestrainer Joachim Löw vor allem seiner zweiten Garde die Chance einräumte, sich zu präsentieren. Schmelzer hatte auch mitmachen dürfen, in der zweiten Halbzeit, als Ersatz für Lahm, den einzigen Spieler, der nicht um einen Platz kämpft, sondern der zwei Plätze sicher hätte, wenn er sich denn nur teilen könnte.
Lahm ist zur Schlüsselfigur geworden
Wer sollte hinten links antreten? Der Kapitän. Wer sollte die Rolle auf der rechten Seite ausfüllen? Der Kapitän. Geht aber nicht. Und deshalb ist Lahm zur Schlüsselfigur für Schmelzer geworden. Als man bei den Bayern noch der Ansicht war, die Dienste des kleinen Weltklassemannes am dringlichsten rechts zu benötigen, setzte auch der Bundestrainer seinen Paradeaußenverteidiger auf der rechten Seite ein. Und das öffnete den Raum auf der anderen Seite für Linksverteidiger Schmelzer. Der 23-Jährige hatte sich sogar schon hochgespielt zur ersten Option für Löw, als der FC Bayern auf dem Markt zuschlug, Rafinha verpflichtete und Jerome Boateng in die eigene Reihen eingliederte.
Schmelzer hat immer gewusst, dass es für ihn schwer werden würde, sich in der nationalen Auswahl zu etablieren, obwohl die eigene Analyse stimmte: „Es gibt einfach nur sehr wenige, die einen starken linken Fuß haben und auch noch defensiv spielen.“ Dass es so schwer werden würde, davon konnte er aber nicht ausgehen. Der Bundestrainer reagierte auf die Einkaufsbewegungen des FCB. Er versetzte Lahm zurück auf die linke Seite und beschäftigt sich nun damit, das Personal für die andere Seite zu testen. Gegen die Polen war es Christian Träsch, der auflaufen durfte. Nach schwacher Performance stand der Wolfsburger in der Kritik. Löw erklärte: „Ich war nicht sehr enttäuscht.“
Löw hat weitere Optionen
Nicht sehr enttäuscht. Das bedeutet: „Das Bemühen war da, auch wenn einige Dinge nicht geklappt haben.“ Für Träsch dürfte die Stammformation deshalb in weitere Ferne gerückt sein. Mit Boateng und dem Schalker Benedikt Höwedes hat der Bundestrainer allerdings noch weitere Optionen, die er nach der bereits vollendeten EM-Qualifikation auch weiterhin testen wird. Am Ende könnte es jedoch sein, dass der Chef noch einmal umdenkt. Möglich, dass eine von Lahm hinterlassene linke Lücke leichter als eine von Lahm hinterlassene rechte Lücke zu füllen ist. Wenn nicht, bleibt Schmelzer immerhin der Trost, dass er beim BVB Lahm-Status genießt. Linksseitig.