Dortmund.. Aus der Traum: Mario Götze fällt im Champions-League-Finale in London definitiv aus und wird kein Spiel mehr für den BVB absolvieren. Für den Jungstar ist es bereits der dritte Tiefschlag innerhalb eines Jahres. Heißer Kandidat für die Startelf ist damit Großkreutz.
Am frühen Abend saßen sie in ihrem Haus im Dortmunder Süden. Familie Götze war zusammengerückt und hatte ihren prominentesten Sohn in die Mitte genommen. Und in die Arme. Anschließend suchte der mit seiner Freundin und einem Kumpel auswärts etwas Zerstreuung.
Am Mittag hatte Mario Götze erfahren, dass er nicht im Champions-League-Finale in London spielen kann. Aus der Traum. Das größte aller Klubspiele, das Endspiel der Königsklasse mit dem deutsch-deutschen Duell zwischen seinem aktuellen Klub Borussia Dortmund und seinem künftigen Arbeitsgeber FC Bayern München wird der 20-Jährige nur auf der Tribüne des Wembley-Stadions miterleben.
Mario Götze erlebt damit bereits den dritten Tiefschlag in einem Jahr
Götze hatte sich am 30. April gegen Real Madrid, seinem jetzt letzten Spiel für den BVB, nach 14 Minuten einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen. Vier bis sechs Wochen Pause drohen nach so einer Verletzung. Götze glaubte trotzdem an seine Chance, hoffte auf ein Abschiedsspiel, einen letzten Einsatz im schwarzgelben Trikot.
Die Karriere von Mario Götze
Nach intensiver Reha war er Dienstag ins Teamtraining eingestiegen, musste die Einheit aber nach 75 Minuten abbrechen. Der Muskel schmerzte. Intern gab es beim BVB längst große Zweifel.
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Nach einer Untersuchung am Mittwoch wurde aus der Vorahnung Gewissheit. Mannschaftsarzt Markus Braun teilte Götze mit, dass ein Einsatz für den Muskel zu früh kommen würde. „Wir hatten die Hoffnung nicht aufgegeben, aber so sehr hat es mich nicht überrascht“, gestand am Mittwoch BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke auf Anfrage dieser Zeitung. Ottmar Hitzfeld, Champions-League-Sieger mit dem BVB und den Bayern, hatte schon vor der Schock-Diagnose die Bedeutung von Götze hervorgehoben: Ein Ausfall „wäre fatal, wahrscheinlich entscheidend“, hatte Hitzfeld gesagt.
Mario Götze informierte die Familie per SMS und schaute dann, niedergeschlagen wie Augenzeugen berichten, beim Training seiner Mitspieler vorbei. Sein ihm freundschaftlich verbundener Berater Volker Struth, auf Auslandsreise, hatte da schon per Telefon reichlich Trost gespendet.
Für den Jungstar war es der dritte sportliche Tiefschlag innerhalb eines Jahres: Beim Pokalfinale 2012 saß er, nach langer Verletzungspause, 90 Minuten auf der Bank. Bei der EM 2012 kam er nur zu einem Kurzeinsatz. Jetzt muss er gar auf der Tribüne sitzen. „Das Finale war mein großes Ziel und ich habe darum gekämpft. Es tut mir leid, dem Team nicht helfen zu können“, ließ er sich zitieren. Trotz des Rückschlags verfiel beim BVB niemand in Schwarzmalerei oder gar Hoffnungslosigkeit. Vielmehr kam der Hinweis, dass man die Rückrunde vor dem Meistertitel 2012 quasi ohne Götze gespielt und als Krönung die Bayern im Pokalfinale – ebenfalls ohne den Mittelfeldmann – 5:2 weggeputzt hatte.
Großkreutz erste Alternative beim BVB
Trainer Jürgen Klopp reagierte und setzte für Mittwoch und für Donnerstag Geheimtraining an, um Personelles zu probieren. Denkbar sind zwei Varianten: Ilkay Gündogan rückt auf die Götze-Position. Den Platz des Deutsch-Türken würde Nuri Sahin einnehmen. Wahrscheinlicher: Klopp setzt auf die Startelf vom letzten Samstag. Marco Reus würde auf die Position seines Kumpels Götze rücken, Kevin Großkreutz spielt auf der linken Seite und dient als ständige störende Begleitung für den umtriebigen Arjen Robben.