Moskau. 16 Jahre nach Frank Busemann greifen mit Europameister Pascal Behrenbruch und Michael Schrader wieder deutsche Zehnkämpfer nach einer Medaille bei einer Weltmeisterschaft. Beide streben nach einem starken ersten Tag einem Ergebnis von über 8500 Punkten entgegen.
Als der Duisburger Michael Schrader im Moskauer Luschniki-Stadion über 400 Meter ins Ziel stürmte, hatte er bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften einen langen Tag hinter sich. Zehneinhalb Stunden vorher war er bereits zur ersten Disziplin des Zehnkampfs über 100 Meter in die Startblöcke gegangen. Aber die Mühen hatten sich gelohnt für den 26-Jährigen. Nach fünf Disziplinen liegt er mit 4427 Punkten als Dritter hinter dem Olympiasieger Ashton Eaton aus den USA (4505) und dessen Landsmann Gunnar Nixon (4493). Damit liegt Schrader auf Medaillenkurs. Auf den Rängen sechs und sieben zeigten die beiden anderen Deutschen, Rico Freimuth aus Halle/Saale mit 4296 Punkten und Europameister Pascal Behrenbruch (Frankfurt/Main) mit 4258 Zählern ebenfalls beeindruckende Vorstellungen. Die letzte Zehnkampf-Medaille für Deutschland gewann der Recklinghäuser Frank Busemann vor 16 Jahren bei der WM in Athen.
Schrader will noch nicht von einer Medaille sprechen
Aber von einer Medaille will Schrader noch nicht sprechen. „Ich ziehe hier meinen Wettkampf durch“, sagte er, „was dabei herauskommt, ist gar nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass ich endlich mal wieder einen Wettkampf gesund zu Ende bringe.“ Schrader hat eine lange Zeit des Leidens hinter sich, in der er viel mehr Stunden in Arztpraxen verbrachte als auf dem Trainingsplatz. Vor der WM 2009 galt er damals als 22-Jähriger schon als großer Hoffnungsträger, ehe ihn eine hartnäckige Beinverletzung jahrelang stoppte. Erst der Münchner Orthopäde Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt bekam die Beschwerden des Mehrkämpfers in den Griff. „Dem Doc habe ich unglaublich viel zu verdanken“, sagte Schrader, „er hat mich gesund gemacht.“
Schrader begann den Tag morgens um 9.35 Uhr mit guten 10,73 Sekunden, beendete den Weitsprung als bester Zehnkämpfer mit 7,85 m, schaffte im Kugelstoßen 14,56 m, übertraf im Hochsprung mit 1,99 m alle Erwartungen und legte über 400 Meter mit 47,66 Sekunden eine starke persönliche Bestzeit hin.
„Jetzt brennt mir alles“, sagte Schrader, „aber so ist Zehnkampf. Das muss weh tun. Dieses Gefühl liebe ich.“ Auch am Sonntag wird er von seiner Freundin Carola und seinem Bruder Daniel unterstützt, die aus Duisburg nach Moskau gereist sind.
Für die erste Disziplin des zweiten Tages über 110 m Hürden hat sich Schrader eine Bestzeit vorgenommen. Und wie geht es dann weiter? „Für die restlichen Disziplinen habe ich mir eine Stabilität im Training erarbeitet. Da rufe ich einfach das ab, was ich kann.“ Das klingt nicht nur locker, genau so ist Michael Schrader am ersten Tag auch aufgetreten.
Moguenara vom TV Wattenscheid sprang ins Finale
Drei andere Leichtathleten aus dem Ruhrgebiet schafften am Samstag den Einzug in die nächste Runde. Stabhochspringer Malte Mohr vom TV Wattenscheid übersprang 5,55 m im ersten Versuch und erreichte den Endkampf am Montag. Seine Klubkollegin Sostene Moguenara kam im Weitsprung mit 6,63 m zwar nicht an ihre Bestleistung von 7,04 m heran, doch reichte es für das Finale am Sonntag. Dann steht auch die Wattenscheider 400-Meter-Läuferin Esther Cremer im Halbfinale, die ihren Vorlauf nach 52,17 Sekunden beendete.