Hagen.. Dieser Punktestand ist noch nicht da gewesen, zumindest nicht in der Basketball-Bundesliga. Zähler: Das ist für Phoenix Hagen ein Alleinstellungsmerkmal, auf das man gern verzichtet hätte.

Den nach einem Insolvenzantrag obligatorischen Abzug von vier Wertungspunkten kassierte das noch sieglose Schlusslicht von der Liga just zu dem Zeitpunkt, als der neue Restrukturierungsberater Dr. Dirk Andres und Geschäftsführer Patrick Seidel erläuterten, wie der Sanierungsweg aussehen soll.

Lizenzantrag für ProA stellen

„Wir wollen den Spielbetrieb erhalten, um uns das Recht zu erarbeiten, im nächsten Frühjahr einen Lizenzantrag für die ProA zu stellen“, sagte Seidel.Den Erstligaerhalt hält schon wegen des Punktestands niemand für realistisch, auch wenn zumindest bis zum nächsten Spiel am Sonntag kein Akteur Phoenix verlassen soll. Seidel: „Wir fahren in voller Sollstärke nach Bonn.“

Gemeinsam mit Seidel, der als Geschäftsführer im beantragten Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung verantwortlich bleibt, zeigten der von Phoenix verpflichtete Insolvenzberater Andres und der vorläufige Sachwalter Dr. Jan Janßen - vom Amtsgericht bestellt und für die juristische Überwachung des Verfahrens zuständig - den vorgesehenen Weg der nächsten Monate auf.

„Die maßgebliche Aufgabe der nächsten Wochen wird sein, Vertrauen zurückzugewinnen“, sagte Andres, „damit steht und fällt die Konsolidierung.“ Extrem wichtig sei die Resonanz von Anhängern in den verbleibenden 14 Heimspielen und Geldgebern, bei öffentlichen Treffen will man in den nächsten Wochen auf beide zugehen.

Es geht nur mit Fans und Sponsoren

Andres: „Wenn keine Fans die Spiele sehen wollen und keine Sponsoren kommen, können wir es nicht schaffen.“ Potential sieht man etwa bei früheren Partnern, die vor der aktuellen Saison vergrault wurden. „Im Sommer sind bestimmte Hausaufgaben nicht gemacht worden, das wollen wir jetzt nachholen“, sagt Andres, der gute Argumente für einen Einstieg trotz des absehbaren Abstiegs sieht: „Man kann Sponsoren hervorheben, weil sie in einer Krisensituation zum Verein stehen und den Neuanfang mit begleiten.“

In den nächsten Wochen will man die Entwicklung bei Fan- und Sponsorenzuspruch beobachten, bis Mitte November sollte der Trend erkennbar sein. Am 1. Dezember soll aller Voraussicht nach das endgültige Insolvenzverfahren - weiter in Eigenverwaltung - eröffnet werden. Dann, so Seidel, beginne man mit dem Aufbau eines starken ProA-Teams mit Hagener Identität.

Sanierungsplan bis Ende des Jahres

Bis Ende des Jahres soll der Sanierungsplan stehen, mit dem man die „Basketball Hagen GmbH & Co. KGaA“ aus dem Insolvenzverfahren herausholen will. Bei positivem Verlauf sollen die Phoenix-Basketballer im Frühjahr wieder auf eigenen Beinen stehen. „Mitte nächsten Jahres wollen wir spätestens wieder weg sein“, sagte Andres, die Aussichten beurteilt der erfahrene Insolvenzberater vorsichtig positiv: „Bei zwei der letzten drei Sportvereine haben wir das hinbekommen. Und Hagen ist eine Stadt, in der Basketball verwurzelt ist. Das ist bei anderen Sportvereinen nicht immer so.“

Gehälter durch Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert

Mannschaft und Geschäftsstellen-Mitarbeiter wurden am Donnerstag informiert, ihre Gehälter bis einschließlich November sind durch das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert. Kurzfristig bestehe nicht die Absicht, den Kader zu verändern. „Die Spieler haben laufende Verträge, die sind von beiden Seiten einzuhalten“, nannte Andres die rechtlichen Grundlagen, auch im eröffneten Insolvenzverfahren könne man einen Spieler nur mit einer Frist von drei Monaten kündigen.

Wolle man sich zur Kostenreduzierung von einem Spieler trennen oder dieser von sich aus den Verein verlassen, müsse man einen Auflösungsvertrag aushandeln, so Andres, allerdings gebe es auch noch andere rechtliche Instrumentarien: „Aber es ist ja auch sinnvoll, nur mit Leuten zu arbeiten, die für den Verein spielen wollen.“ Dass dies aktuell für alle Akteure des Teams gilt, davon geht Seidel aus.

„Wir haben da einen hohen Level an Sozialkompetenz“, sagt er, auch absehbar geht er nicht von einer starken Kaderreduzierung aus: „Es ist keinem geholfen, wenn wir eine ProB-Truppe aufs Feld stellen. Dann ist in zwei Spielen die Halle leer.“ Wobei die notwendige Kostenreduzierung im Team-Etat eben auch mit der Entwicklung bei Zuschauerzahlen und Sponsorenakquise korrespondiere.

In Bonn soll Phoenix komplett antreten

Beim Westduell am Sonntag in Bonn (18 Uhr) soll auf jeden Fall das komplette Phoenix-Team antreten. Und dass die Liga, die „irritiert“ auf den Insolvenzantrag reagiert hatte, die Hagener noch härter als mit dem Abzug von vier Punkten bestraft, davon geht Seidel nicht aus: „Ich glaube nicht, dass es ein Interesse gibt, uns vorzeitig aus der Liga zu schießen. Das Interesse, die Saison mit 18 Klubs zu Ende zu spielen, sollte größer sein.“