Essen. Die Technical Study Group des Weltverbandes Fifa analysiert das Geschehen bei der WM. Wie lange haben die Erkenntnisse Bestand? Ein Kommentar.

Die Ecke ist das Mittel der Wahl. Jeder 29. Eckstoß führte zu einem Tor. Außerdem blieb der klassische Spielmacher weitgehend unsichtbar, und Distanzschüsse waren effektiv. So lauteten Erkenntnisse zu den Trends im Fußball der Technical Study Goup (TSG) des Weltverbandes Fifa zur Fußball-WM. Und zwar zu der von 2018 in Russland.

Wie viele dieser Erkenntnisse Bestand hatten? Nicht viele, wenn man die Statistiken der WM in Katar ausliest. Die Standards beispielsweise, zu denen auch die Ecken zählen, spielen nur eine geringe Rolle. Die bislang 29 Tore ergeben eine Erfolgsquote von 19,2 Prozent. In Russland waren es doppelt so viele.

Elfmeterquote ist 2022 schlechter als 2018

Was sagt einem das? Nicht viel. Auch der aktuelle Bericht der TS  skizziert eher flüchtige Impressionen, interessante zwar, aber nicht mehr. Das Wort Trends jedenfalls wirkt arg hochgegriffen.

Eine Momentaufnahme immerhin gibt es, die der Zuschauer nachvollziehen kann, sie erklärt die schlechtere Erfolgsquote bei Standards. Bei dieser WM scheint es, der Engländer Harry Kane ist der tragischste Protagonist, eine Angst des Schützen vor dem Elfmeter zu geben. Jedenfalls wurden prozentual im Vergleich zu 2018 deutlich mehr Elfmeter vergeben. Die Experten führen das darauf zurück, dass der „erste Schritt“ des Torwarts auf der Linie effektiver sei. Mal sehen, ob daraus ein Trend wird.

Eine Neuerung, die das Spiel sowohl für Mannschaften als auch für Zuschauer dramatisch veränderte, haben die Experten um Jürgen Klinsmann, Chef der Gruppe, bei ihrem Bericht gleich ganz ausgeklammert. Ein Spiel währt bei dieser WM nicht mehr nur 90, sondern bis zu 117 Minuten. So lange dauerte jedenfalls die Partie England gegen Iran. Für den Zuschauer verlängert sich der Nervenkitzel, am Bildschirmrand sieht er, um wie viel Zeit. Für die Spieler, die immer mehr und schneller laufen sollen, wird die zusätzliche Belastung nicht folgenlos bleiben. Die Idee, der unschönen Zeitschinderei manches Spielers ein Ende zu setzen, scheint ehrenwert, die Spielzeit immer weiter aufzublähen, hilft aber nicht wirklich weiter.