Essen. In der Bundesliga wieder eine reiche Ernte an Worthülsenfrüchten eingefahren werden. Die meisten davon gehören zur Alltagskost im Klassenerhaltsgerangel. Andere sind rarer. Sie gibt es nur, wenn vorher „Chaoten“ Stadionrasen gestürmt haben.
Am Wochenende konnte in der Bundesliga wieder eine reiche Ernte eingefahren werden. Worthülsenfrüchte in Hülle und Fülle. Die meisten davon gehören natürlich zur Alltagskost im Klassenerhaltsgerangel. Andere Sorten sind rarer. Sie können nur geerntet werden, wenn vorher „Chaoten“ Stadionrasen gestürmt haben. Oder: „der Mob“ unterwegs war, diese zusammengerottete, gewaltbereite Masse Mensch.
Der Sportinformationsdienst titelte seinen Bericht über das Rasenstürmen so: „Der Mob tobt in Frankfurt“. Die Worthülsenfrüchte dazu hatte Wilhelm Bender angeliefert, der Aufsichtsratsvorsitzende der Eintracht. „Das sind ganz schlimme Bilder, die wir in Frankfurt nicht sehen wollen.“ Und das war korrekt. Diese Bilder wollen wir sogar nicht nur in Frankfurt nicht sehen. Ein Problem ist allerdings, dass Bilder, die Typen zeigen, die Zäune traktieren, Rasen stürmen, mit Gegenständen werfen, immer wieder auftauchen. Und: in wieder geringer werdenden Abständen.
Gewalt schien jahrelang verschwunden
Gewalt schien jahrelang aus den Bundesligastadien schlicht verschwunden. Auch deshalb wurde der deutsche Fußball ja zum Tummelplatz für Menschen von allen Bildungs- und Sozialetagen. Bender zum Beispiel war Flughafenchef in Frankfurt. Und manchmal lässt sich Josef Ackermann, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, an dessen Seite die raue Stadionluft um die Nase wehen.
Für diese Benders und Ackermanns und für wahrscheinlich noch immer die Mehrheit in den Stadien ist der Fußball aber eine Spielwiese, ein schöner Teil einer erfüllten Existenz. Für andere, vor allem jüngere Fans ist er: das Leben. Und das liegt nicht allein an der ureigenen Faszination des Fußballs. Das liegt auch an seiner ständigen, von Marketing und Medien flankierten Selbstüberhöhung. Welches Ergebnis würde folgende Umfrage unter den Rasenstürmern wohl haben: Wäre der Abstieg der Eintracht für Sie das schlimmste anzunehmende Ereignis?
Abstieg? Kein Weltuntergang
Bayern in Topform
1/22
Genau. In Frankfurt tobte also nicht der Mob. Es tobten die, die ihr Leben an den Klub gehängt haben. Es tobten die, die nicht dazu in der Lage sind, die Überhöhung in ihren Köpfen ins richtige Kästchen einzuordnen. Und für sie gilt: Im Moment der (Abstiegs-)Gefahr ist eine zerstörerische, desorientierte Reaktion fast selbstverständlich. Erschreckend daran: Das könnte auch einmal nicht so zu kontrollieren sein wie letztlich in Frankfurt. Deshalb müsste der Fußball runterfahren. Er müsste sich zumindest von diesem Vokabular befreien, in dem es ständig um das Ganze geht. Aber wo ist denn der, der es noch wagt, die Wahrheit zu sagen: Abstieg? Ist gar kein Weltuntergang...
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.