Düsseldorf. Zum 50. Mal spielt Mesut Özil am Freitag für Deutschland. Nur Lahm (101), Schweinsteiger (98) und Mertesacker (93) haben im aktuellen Kader der Nationalelf mehr Spiele. Vom Wechsel zum FC Arsenal werde er profitieren, meint Özil. Eine hohe Hürde hat er schon gemeistert.
Beim jüngsten Qualifikations-Doppelpack stand Mesut Özil noch mitten im Transferstress, jetzt fühlt sich der Deutsch-Türke schon als Engländer. Der 24-Jährige hat für sich und seine Freundin in London bereits ein Haus gefunden. Und auch den Linksverkehr bewältigt Özil mit seinem Auto mittlerweile. "Jedenfalls den Weg zum Training", verriet der Fußball-Zauberer vor seinem 50. Länderspiel am Freitag gegen Irland.
"Ich bin ein Gunner", hat Özil bei seinem ersten Arsenal-Auftritt stolz gesagt. 50 Millionen Euro überwies der Spitzenclub an Real Madrid - damit ist der gebürtige Gelsenkirchener der teuerste deutsche Fußballer überhaupt. Belasten will sich Özil damit nicht. "Für mich ist die Premier League die stärkste Liga der Welt. Schon bei meinen wenigen Spielen habe ich gemerkt, wie ausgeglichen die Liga ist", berichtete er auf der Internetseite des DFB. "Das bedeutet, dass man in jedem Spiel immer voll gefordert wird, die Spiele sind sehr intensiv. Ich glaube, dass ich davon profitieren werde", ergänzte der Wahl-Engländer.
Vom London-Effekt könnte auch Löw profitieren
Genau auf diesen Effekt setzt auch Bundestrainer Joachim Löw: Ein Özil, der in London mehr Vertrauen und Verantwortung bekommt als in Madrid, könnte auch im DFB-Team noch mehr glänzen. "Mesut, das weiß man ja, ist ein sensibler Spieler, der auch viel Vertrauen von einem Trainer braucht", sagte Löw. Bei ersten Training in Düsseldorf sprach der DFB-Chefcoach lange mit seinem Mittelfeldregisseur.
Nach dem 3:0 gegen die Färöer war Özil direkt nach London geflogen, drei Tage später hatte er sein Debüt für den FC Arsenal gegeben. Als Hektik habe er selbst diese turbulenten Tage nicht empfunden, "weil ich vieles ausgeblendet und mich einzig auf meine wichtigste Aufgabe konzentriert habe: Fußball spielen". Die vielen neuen Dinge hat Özil mit Freude aufgenommen. "Bislang kann ich sagen, dass ich mich bei Arsenal und in London total wohlfühle", betonte er.
Özil soll die Titelsucht der "Gunners" stillen
Özil ist für die Fans und Verantwortlichen der "Gunners" der Heilsbringer, der die große Titelsehnsucht stillen könnte. Im Adler-Trikot soll er mit dafür sorgen, dass die schwarz-rot-goldenen Fans im Sommer kommenden Jahres in Brasilien nach 18 Jahren wieder einen großen Coup bejubeln können. "Den Druck, den ich habe, mache ich mir hauptsächlich selbst, weil ich von mir ein hohes Niveau erwarte", bemerkte Özil dazu: "Aber mit diesem Druck kann ich sehr gut umgehen und alles andere sehr gut ausblenden."
Die größte Hürde hat der gebürtige Gelsenkirchener nach seinem spektakulären Wechsel ohnehin schon übersprungen. Wie bei Arsenal üblich, musste er als Neuling vor versammelter Mannschaft ein Lied trällern. "Wenn ich singe, mag ich meine Stimme überhaupt nicht", gestand Özil. "Ich glaube nicht, dass meine Kollegen verstanden haben, was ich gesungen habe, aber: Sie haben mich gefeiert. Und ich war froh, dass ich das hinter mir hatte." (dpa)