Düsseldorf. Nur dreieinhalb Stunden trennte die Düsseldorfer EG letztendlich vom Insolvenzantrag, doch nach der Erteilung der Lizenz für die kommende Bundesliga-Spielzeit hat sich die Anspannung bei allen DEG-Verantwortlichen gelöst. Wie ernst es tatsächlich um den Club stand, durfte nicht nach außen dringen.
Der Rücken schmerzt. Ein kleiner Hexenschuss. „Nichts Ernstes“, wie Elmar Schmellenkamp gestern versicherte. Trotzdem unangenehm. Egal. Der Geschäftsführer der DEG lächelt unbeeindruckt. Fast anderthalb Stunden lang. Die Lizenz für die kommende Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ist erteilt. Angespannte Gesichter gab es in den letzten Wochen an der Brehmstraße genug, als der Verein noch mit allen Mitteln um Geld für den Etat strampelte. Wie ernst es um den achtmaligen Deutschen Meister wirklich stand, konnte, wollte, ja durfte man nicht öffentlich sagen. „Tote Vögel sind ein unattraktiver Verhandlungspartner“, sagte Schmellenkamp und bat um Verständnis für eine zuletzt „schwierige Gratwanderung in der Außendarstellung“.
Es sind ernste und zuweilen dramatische Bilder, die der Geschäftsführer gestern Mittag an der Seite von Walter Köberle, dem Sportlichen Leiter der DEG, in der Nachbetrachtung auf die entscheidenden Wochen im Kampf um die Spielgenehmigung zeichnete. Dreieinhalb Stunden trennten die DEG letztendlich vom Insolvenzantrag, der einzigen Konsequenz für den Fall der Nicht-Lizenzierung. „Wir müssen die Braut jetzt wieder hübsch machen“, sagt Schmellenkamp mit Blick auf die Zukunft. Aber nicht, ohne zuvor einen Blick zurückzuwerfen.
Eine existenzbedrohende Lücke hatte sich aufgetan
Die amerikanische Restaurantkette Hard Rock Cafe wollte der DEG finanzkräftig unter die Arme greifen (die NRZ berichtete exklusiv). Mitte April sollte die erste von insgesamt zwei Raten über jeweils eine knappe Million Euro fließen. „Das Unternehmen wollte in Düsseldorf eine Filiale eröffnen, mit uns und den Toten Hosen dafür die Werbetrommel rühren“, so Schmellenkamp, „aus schwer nachvollziehbaren Gründen ist dies gescheitert. Der Finanzstrom nach Europa versiegte.“
Zurück blieb eine gewaltige, existenzbedrohende Etatlücke. Vor zwei Wochen forderte die DEL eine 900 000 Euro schwere Bürgschaft. Der DEG blieb lediglich eine Woche Zeit, Geld oder Sicherheitsleistungen zu generieren. Wie vorab berichtet war es DEG-Gesellschafter Peter Hoberg, der mit einer Bürgschaft in Höhe von einer halben Million Euro abermals rettend einsprang. Für 100 000 Euro bürgte kurzfristig die Stadt. Dieselbe Summe generierte die DEG durch eine Kostenreduktion im Etat. Die übrigen 200 000 Euro konnten durch Vermarktungspakete gesammelt werden. Auch mit Hilfe von DEL-Sender Servus TV, der nach NRZ-Informationen helfend einsprang. Was Schmellenkamp gestern bestätigte. „Wir haben die letzte Bürgschaft dreieinhalb Stunden vor Ablauf der Frist bei der DEL eingereicht“, so der Geschäftsführer, „andernfalls wäre uns nur der Insolvenzantrag geblieben. Die Lizenzierung war eine Achterbahnfahrt durchs Nadelöhr.“
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Schmellenkamp wird mit einer durch Bürgschaften abgesicherten Unterdeckung von rund 600 000 Euro im 5,5-Millionen-Etat in die Saison gehen. Umso bitterer, da die langjährigen Sponsoren Klüh und Stadtsparkasse von Bord gehen.
„Man hätte mich beschimpft“
Auch Walter Köberle stand unter gewaltigem Druck. „Ich hatte Trainer und Spielern die Zusage gegeben, dass alles gut gehen wird. Ohne die Lizenz wären alle Verträge ungültig gewesen. Beim Sturz in die Oberliga hätten alle mit dem Finger auf mich gezeigt und mich als Lügner beschimpft. Man hätte mich ans Kreuz genagelt. Profi-Eishockey in Düsseldorf wäre tot gewesen!“