Essen. Die Leser einer großen niederländischen Tageszeitung würden Schalkes Klaas-Jan Huntelaar lieber im Sturm der niederländischen Nationalmannschaft sehen als Robin van Persie von Manchester United. Der hatte bei den zurückliegenden drei großen Turnieren stets den Vorzug vor Huntelaar erhalten.
Sie tragen oranje, und sie werden sich wohl nicht mehr grün: Die beiden niederländischen Nationalspieler Klaas-Jan Huntelaar (FC Schalke 04) und Robin van Persie (Manchester United) sorgten nach dem mühsamen 3:1-Erfolg der "Elftal" in der EM-Qualifikation gegen Kasachstan einmal mehr für Schlagzeilen. Stein des Anstoßes für den Schalker Huntelaar: eine Szene Mitte der zweiten Halbzeit - der eingewechselte "Hunter" hatten eben erst den Ausgleich zum 1:1 (62.) erzielt -, in der van Persie selbst den Abschluss suchte statt den besser postierten Huntelaar.
Huntelaar schimpfte, van Persie forderte ihn mit einer Geste auf, den Mund zu halten. "Ich war sauer, so wie ich immer sauer werde, wenn ich den Ball nicht bekomme", sagte der Schalker Stürmer, der in der laufenden Saison bisher vier Pflichtspieltreffer für Königsblau erzielte und zwei weitere vorbereitete, nach dem Abpfiiff. Wie frostig das Verhältnis der beiden ist, belegt auch dieser Video-Clip, der zeigt, wie van Persie nach dessem Elfmetertor zum 3:1 Huntelaars Versuch eines kollegialen Abklatschens schlichtweg ignoriert.
Oranje-Fans vertrauen Huntelaar
Diese Vorkommnisse sind nur der jüngste Teil einer Serie von Verstimmungen zwischen den beiden 31-jährigen Stürmern von Weltformat. Bondscoach Bert van Marwijk gab bei der WM 2010 sowie der EM 2012 jeweils van Persie den Vorzug, auch sein Nachfolger Louis van Gaal hielt offenbar größere Stücke auf den Mann von Manchester United und ließ den Schalker Huntelaar im Sommer in der Hitze Brasiliens auf der Bank schmoren. Van-Gaal-Nachfolger Guus Hiddink stellte van Persie gegen Kasachstan Jeremain Lens von Dynamo Kiew an die Seite, ehe Huntelaar nach 56 Minuten ins Spiel kam.
Die niederländischen Fußball-Fans jedoch denken offenbar anders als die Auswahl-Trainer ihrer Stars: Bei einer Umfrage in der Sonntagsausgabe des "Algemeen Dagblad" sprachen sich stattliche 85 Prozent für Huntelaar in der Startformation aus. Zwar wird van Persie in seiner Heimat als Edeltechniker geschätzt, wie nicht zuletzt die Reaktionen auf sein Flugkopfball-Tor gegen Spanien bei der WM in Brasilien zeigten.
Huntelaars Chancen scheinen unter Hiddink zu steigen
Doch glauben sie auch, dass Huntelaar als Killer vor dem Tor, als "Hunter" eben, besser funktioniert. Wie sehr Huntelaar auf den Torerfolg fixiert ist, ließ er auch Bayern Münchens Turbo-Dribbler Arjen Robben wissen: "Etwas später gab Robben den Ball auch nicht ab, obwohl er es gekonnt hätte. Dann bekommt er das auch zu hören. Aber so etwas passiert während eines Spiels. Nach Abpfiff kann man dennoch zusammen ein Sprudelwasser trinken." Das gilt aber offenbar nicht für jeden seiner Mitspieler.
Huntelaars Chancen auf einen Stammplatz in der Elftal scheinen derweil gestiegen zu sein. Hiddink dachte nach seinem Amtsantritt laut darüber nach, beide nebeneinander spielen zu lassen. Huntelaar könnte wohl auch damit leben, gemeinsam mit seinem ungeliebten Sturmpartner aufzulaufen - wenn es denn von Anfang an ist: "Ich bin erst glücklich, wenn ich beginne."