Essen. Wer an einer Fußball-Allergie leidet, hat es dieser Tage schwer. Selten zuvor hat das deutsche Fernsehen so wenige sehenswerte Alternativen geboten. Und dennoch gilt, wie immer, das biblische Motto: Wer suchet, der findet. Wir setzen der deutschen Elf sechs TV-Tipps entgegen.
Prime-Time, 20.15 Uhr, und ZDFneo zeigt einen dieser wunderbaren „Bella Block“-Krimis. „Das Gegenteil von Liebe“ - so heißt die Episode aus dem Jahr 2004 – ist Gleichgültigkeit. Und genau daran leidet die ewig grantelnde Kriminalistin wie ein Hund. Es geht um ein verschwundenes Kind und, schlimmer noch, verschwundenes Mitgefühl in einer zerrütteten Familie.
In der Folge gibt’s ein Wiedersehen mit Rudolf Kowalski als Bellas Lebensgefährte Simon Abendroth und einem geradezu jugendlichen Christian Berkel als Mann zwischen zwei Frauen. Anschließend zeigt ZDFneo eine weitere „Bella“-Folge: „Hinter den Spiegeln“ (21.45 Uhr) stammt ebenfalls von 2004.
Sitcom, Doku, Drama - alles im Angebot
Kontrast-Programm zu „Bella Block“: SitCom-Fans kommen bei ProSieben auf ihre Kosten. Um 20.15 Uhr beginnt eine „How I Met Your Mother“-Nacht. Sie geht auch dann noch weiter, wenn längst alle Spiele abgepfiffen sind.
Wer nicht so sehr auf Cliquen-Humor, sondern eher auf Zeitgeschichte steht, sollte sich die 80-minütige Doku „Meine Familie, die Nazis und ich“ (ARD, 23.45 Uhr) ansehen. Filmemacher Chanoch Ze'evi traf sich mit Kindern und Enkel früherer Nazi-Größen und zeigt, wie sie mit der Bürde ihrer Vergangenheit umgehen. Geschichte, die bewegt, und Geschichten, die bewegen.
Tabu-Brecher Rainer Werner Fassbinder ist auch jetzt, 30 Jahre nach seinem Tod, der amtierende Meister prägnanter Filmtitel. Arte zeigt sein Transsexuellen-Drama „In einem Jahr mit 13 Monden“ (22.55 Uhr), wie immer hoch karätig besetzt mit Volker Spengler als Mann und Frau zugleich sowie Ingrid Caven, Gottfried John und Elisabeth Trissenaar.
Boxkampf und eine Talk-Wundertüte
Boxen statt Fußball: Um 23 Uhr startet der SWR eine Robert-De-Niro-Reihe. In Martin Scorseses Biopic „Wie ein wilder Stier“ von 1980 haut De Niro als Jake La Motta nicht nur seinen Gegnern was auf die Glocke. Der Mime wurde eine starke Leistung mit einem Oscar belohnt, denn er zeigt Aufstieg und Fall eines Menschen, der seine Wut auch jenseits des Rings auslebte.
Einer Wundertüte gleicht die Talkshow von Markus Lanz (ZDF, 23.30 Uhr). Man weiß nie, was passiert. Dafür steht der Moderator, der längst das Image des boulevardesken Ranwanzers abgelegt hat. Im Gegenteil: Der Gottschalk-Nachfolger bei „Wetten, dass..?“ tritt immer souveräner auf.