Paderborn. Es hätte der schönste Tag im jungen Fußballerleben von Thomas Bertels werden können. Sekunden fehlten und der 25-Jährige wäre mit dem SC Paderborn in den siebten Himmel abgehoben. Doch ein saudummes Gegentor in der 93. Minute schockte den gesamten Kader. Nur 1:1 gegen den FC St. Pauli im Topduell der 2. Bundesliga. Das war bitter und eine „Riesenttäuschung“ für Bertels und seine Kameraden nach einer starken Leistung.

Der 25-Jährige aus dem Fußballlkreis Lippstadt stand nach einer Gelbsperre überraschend wieder in der Paderborner Anfangself. Thomas Bertels gab Gas auf der linken Abwehrseite und schaltete sich bei Kontern durch schnelles Umschalten mit in die Offensive ein. Sein Fazit: „Wir hatten das Spiel klar im Griff. Wir standen hinten sicher. Nur ab der 80. Minute haben wir zu viele Standardsituationen von St. Pauli zugelassen. Der letzte Freistoß war unnötig. Dadurch kriegen wir dann so ein blödes Gegentor rein“.

Pauli-Kapitän Fabian Boll, der die Freistoßflanke mit dem rechten Auge über die Linie drückte, verdarb Paderborn den Feierabend. Vorher hätte der SCP die Partie längst nach Hause bringen müssen. Eine gute Möglichkeit zum 2:0 (68.) besaß Thomas Bertels selbst. Die größte Chance bereitete er in der 81. Minute vor: Präziser Flachpass von der linken Seite auf Sören Brandy, doch der rutschte um Zentimeter am Ball vorbei. „Das wäre die Entscheidung gewesen. Da haben wir vergessen, den Sack zuzumachen“, bedauerte Bertels dieses Pech. Paderborn verschenkte den möglichen Sieg.

Vom Trainer zum schnellen Verteidiger umfunktioniert

Mit seiner Schnelligkeit sorgte der 1,93 Meter große Schlacks immer wieder für Gefahr im Strafraum der Hamburger. Kein Wunder, denn eigentlich ist Thomas Bertels gelernter Stürmer. Der neue SCP-Trainer Roger Schmidt hat ihn zum linken Verteidiger umfunktioniert. Das wurde nach der Verpflichtung so abgesprochen. Schmidt erkannte die vielfältigen Talente des einstigen Dorfkickers und Thomas Bertels vertraut auf die Fähigkeiten seines geschätzten Coachs: „Der Trainer hat ein sehr souveränes Auftreten. Alles, was er sagt, hat Hand und Fuß. Er stellt uns als Mannschaft immer richtig ein. Das gibt einem als Spieler ein sehr gutes Gefühl.“

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Vor der Saison kam Bertels vom Regionalligisten SC Verl. Mit dem erlebte er schon außergewöhnliche Fußballmomente im DFB-Pokal, unter anderem als Torschütze gegen TSV 1860 München. Doch der Zweitliga-Gipfel gegen St. Pauli vor ausverkauftem Haus war das persönliche Highlight für den jungen Mann aus Ehringhausen. Leider stimmte am Ende das Ergebnis nicht. Der SC Paderborn hatte statt des 1:1 den Sieg verdient.

Vor sechs Jahren noch in der B-Kreisliga

Als der erste Frust nach dem St.-Pauli-Spiel verflogen war, überwog auch bei Thomas Bertels die Freude über eine sensationelle Hinrunde des SC Paderborn: 33 Punkte und fünfter Tabellenplatz – die beste Zweitliga-Bilanz in der Vereinsgeschichte.  Seit dem 0:1 am 13. August gegen Greuther Fürth sind die Ostwestfalen ungeschlagen. 13 Spiele in Folge haben sie nicht verloren. Ein Traum.

Besonders für Bertels. Vor sechs Jahren ackerte er noch beim TuS Ehringhausen in der B-Kreisliga über das Feld. Vom SuS Westernkotten (Landesliga) ging's zu RW Horn (Westfalenliga), zum SV Lippstadt (Westfalenliga) und dem SC Verl (Regionalliga) - immer einen Schritt und eine Klasse weiter nach oben. Jetzt läuft er als Profi vor großer Kulisse auf. Die Begegnungen beim VfL Bochum (4:0-Sieg), MSV Duisburg (1:0), Dynamo Dresden (2:1) und bei Eintracht Frankfurt (0:0) haben Thomas Bertels am meisten beeindruckt.

Spiel des Jahres bei Fortuna Düsseldorf

Das Spiel des Jahres steht noch bevor: Am 16. Dezember ist der SCP zu Gast im ausverkauften Düsseldorfer Rheinstadion. Dann wollen Bertels und Co. auch der Fortuna zeigen, was in der Paderborner Mannschaft steckt. Das 1:1 im Hinspiel war schon ein Qualitätssiegel und ein erstes Anzeichen des unglaublichen Höhenflugs. Thomas Bertels ist stolz Teil dieses Teams zu sein und froh, dass er den schwierigen Sprung ins Profilager gewagt hat.

Bei jedem Wechsel belächelt worden

„Viele haben mich bei jedem Wechsel belächelt, aber ich war immer motiviert. Fußball ist für mich das ein und alles. Ich habe viel dafür getan“, sagt Bertels, der noch in Verl wohnt, jedoch nächstes Jahr umzieht nach Paderborn. Seine Bodenständigkeit ist erhalten geblieben. „Überall fahre ich mal hin im Fußballkreis Lippstadt und schaue bei den ehemaligen Vereinen vorbei. Der Kontakt ist immer noch da“, weiß er genau, was zuhause abläuft.

SC Paderborn 

Gibt’s nach dieser Bilderbuch-Karriere überhaupt noch eine Steigerung? Von der B-Liga sogar bis in die 1. Bundesliga? „Klar träumt man davon, aber man sollte die Kirche im Dorf lassen. Wenn ich noch ein paar Jahre in der Zweiten Bundesliga spielen darf, dann wäre das schon ein Traum für mich“, bleibt Thomas Bertels nach dem steilen Aufstieg auf dem Teppich. Gut so!