Essen/Peking. Die Sporthilfe zeichnet die beste Juniorsportler-Mannschaft des Jahres aus: Das Bob-Duo Laura Nolte und Deborah Levi aus Winterberg gewinnt.
Es klingelt ein paar Mal, dann sind die knapp 8000 Kilometer von Essen nach Peking überbrückt. Laura Nolte ist am Telefon, sie stellt den Lautsprecher an, denn auch Deborah Levi ist bei ihr. Der Trainingstag der beiden ist zwar schon beendet. Dennoch gibt es die Athletinnen des BSC Winterberg die meiste Zeit des Jahres nur im Doppelpack. Die Chemie zwischen ihnen stimmte von Anfang an. „Wir sind zwei Personen, die sehr gut 24/7 aufeinander hocken können, ohne den Spaß zu verlieren“, sagt Deborah Levi und lacht. „Wir sind eigentlich ein Selbstläufer.“
Damit trifft die Hessin es auf den Punkt. Denn kommen Laura Nolte und Deborah Levi einmal in Fahrt, scheint der Erfolg sich von allein einzustellen.
Von der Leichtathletik in Dortmund auf die Bobbahnen dieser Welt
Seit 2018 sind die beiden ein Zweier-Bob-Team. Im Weltcup sind sie seit Anfang 2020 zusammen unterwegs. Beide kommen ursprünglich aus der Leichtathletik. Laura Nolte trainierte in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle, Deborah Levi in Dillenburg. Heute sind die Eis-Bahnen der Welt ihr gemeinsames Revier.
Zusammen haben die 22-jährige Pilotin Nolte und ihre 24 Jahre alte Anschieberin Levi in der vergangenen Saison fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gab: Deutsche Meisterschaft, EM, Weltmeisterschaft der Juniorinnen. Und bei ihrer ersten Erwachsenen-WM holten sie direkt die Bronze-Medaille. Eine Karriere nicht auf Schienen – aber auf Kufen.
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Hat Deborah Levi den Schlitten einmal in Gang gebracht, ist für die beiden keine Kurve zu schnell, kein Kreisel zu gewagt. In beängstigendem Tempo jagen sie den Eiskanal hinunter. Der reine Bahnsinn. Und der soll sie noch weit bringen. Im Februar wollen sie in Peking ihre erste Olympia-Medaille bei den Winterspielen gewinnen. Es ist ein Aufstieg wie im Zeitraffer: Gerade noch starteten sie bei einer Junioren-WM, nun greifen sie nach dem für eine Sportlerin größtmöglichen Erfolg. „Das der Sprung so schnell ging, hat uns schon mega gefreut“, sagt Laura Nolte.
Juniorsportler-Auszeichnung für Levi "eine Riesenmotivation"
Diese Entwicklung fiel auch anderen auf. Und deshalb wurden Laura Nolte und Deborah Levi von einer Fachjury der Deutschen Sporthilfe als Juniorsportler-Mannschaft des Jahres ausgewählt. Nicht nur wegen ihrer herausragenden Leistungen, sondern auch, weil sie höchst erfolgreich den Sport und das Studium – Levi studiert Grundschullehramt, Nolte Wirtschaftspsychologie – vereinen.
Die Juniorsportlerwahl ist die wertvollste Ehrung im deutschen Nachwuchssport und für Deborah Levi „eine Riesenmotivation, um weiter zu machen“. Viele spätere deutsche Sportstars wie etwa Franziska van Almsick, Timo Boll, Magdalena Neuner oder aber auch Top-Teams wie das Bob-Duo Johannes Lochner/Joshua Bluhm wurden vor dem Start ihrer großen Karrieren als Juniorsportler ausgezeichnet. „Wenn man sieht, wer schon alles gewonnen hat, freut man sich, allein nominiert zu sein“, sagt Levi. Für die beiden ist die Wahl eine Mischung aus Genugtuung für Geleistetes und Ansporn für das, was noch kommt.
In Peking gewöhnt sich das Bob-Team an die Olympia-Bahn
Die offizielle Preisverleihung wird das Duo jedoch verpassen. Statt am Samstag bei der großen Party in Düsseldorf sind die beiden noch in Peking. Dort absolvieren sie ein Trainingslager, um sich an die Olympiabahn zu gewöhnen. „Sie fährt sich sehr gut“, sagt Laura Nolte. „Sie ist ganz anders als europäische Bahnen, sehr tricky. Sie hat Kurventypen, die man so gar nicht kennt.“ Deborah Levi ergänzt: „Der Start ist auch etwas anderes. Er ist relativ steil, kurz. Aber es macht Spaß.“
Abstimmen für die Einzel-Wahl
Die Frage, wer Juniorsportlerin oder Juniorsportler in der Einzelwertung wird, ist noch nicht beantwortet. Noch bis Samstag um 12 Uhr kann unter www.juniorsportlerdesjahres.de abgestimmt werden. Es gibt auch Preise zu gewinnen. Zur Wahl stehen Oliver Koletzko (18, Weitsprung), Lennart-Jan Krayer (19, Mountainbike), Muriel Mohr (15, Ski Freestyle), Philipp Lipowitz (22, Biathlon) und Sarah Vogel (19, Stabhochsprung). Mehr zur Wahl auf unserer Sonderseite.
Wenn sie im Februar wieder da sein werden, wird es ernst. „Erst Juniorsportler, dann Olympiasiegerinnen – das wäre schon die Traum-Story“, sagt Laura Nolte. Sie muss lachen. Aber sie wird alles tun, um ihren Schlitten in diese Bahn zu lenken.