Essen. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und die DFB-Auswahl der Frauen - Sie haben sich gesucht und gefunden. Ein Kommentar.

Sie spricht nicht mehr gerne über das Ende ihrer internationalen Karriere als Fußballerin. Martina Voss-Tecklenburg und der Deutsche Fußball-Bund gingen 2000 nach 125 gemeinsamen Länderspielen mit Misstönen auseinander. Damals war nicht absehbar, ob die einstige Mittelfeldantreiberin und die DFB-Auswahl in neuer Beziehung noch mal zusammenfinden würden. Nach inzwischen dreieinhalb Jahren mit ihr als Bundestrainerin wird der Verband aufgeatmet haben: Es haben sich doch noch die zwei gefunden, die einander verdienen.

Erheblich zur Entwicklung des Frauenfußballs beigetragen

Martina Voss-Tecklenburg hat als Spielerin wie als Trainerin erheblich zur Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland beigetragen. Ihre Meriten und ihre Expertise ließen sie Ende 2018 zur idealen Verantwortlichen für die Nationalmannschaft werden, die nach dem Schiffbruch mit Steffi Jones als Bundestrainerin wieder zu alter Stärke und zu alten Erfolgen finden soll.

Es wäre vermessen, dieser Tage gleich den EM-Titel von der Bundestrainerin zu verlangen – möglich erscheint das Vorhaben allemal. Das liegt daran, dass sich Martina Voss-Tecklenburg und ihr Team weiterentwickelt haben. Wie sie noch heute in ihrer Coaching-Zone hochemotional Anweisungen gibt, erinnert an ihre mitreißende Art als Spielerin.

Martina Voss-Tecklenburg (l) schwörte ihre Spielerinnen um Jule Brand früh auf den nächsten Gegner Österreich ein.
Martina Voss-Tecklenburg (l) schwörte ihre Spielerinnen um Jule Brand früh auf den nächsten Gegner Österreich ein. © Sebastian Gollnow/dpa | Unbekannt

Die 54-Jährige wirkt gereift. Ihre Arbeit beim DFB hielt anfangs mit dem Viertelfinal-Aus bei der WM 2019 noch einen Rückschlag parat, weil sie sich beim 1:2 gegen Schweden in der Aufstellung vergriff. Heute verzichtet sie auf Experimente, hat gelernt, nicht alles selbst zu entscheiden, sondern auf die Qualität im Assistenzstab um sie herum zu vertrauen.

Begründetes Selbstvertrauen

„Wenn wir scheitern, scheitern wir an uns“, sagte Martina Voss-Tecklenburg vor dem Viertelfinale. Das ist keine Hochnäsigkeit, sondern begründetes Selbstvertrauen – von der Bundestrainerin und der Nationalmannschaft, die sich gesucht und gefunden haben.