Bochum. Nach Siegen gegen Dortmund und Schalke siegten die Bochumer souverän beim Superpott. Die Helden der erfolgreichen Europapokalmannschaften von 1997 zeigten, dass sie noch immer Fußball spielen können.
Dariusz Wosz lächelte und sagte: „War wie früher, und die Osterhasen waren auch wieder da.“ Gemeint war einer der Linienrichter, über den sich die Fußball-Helden des Jahres 1997 auch 2011 noch genauso aufzuregen vermochten, wie in ihren besten Zeiten. Fast wie früher zauberten aber auch der unermüdliche und unverwüstliche Wosz und Co. am Ball. Und so gewann der VfL Bochum - mit zwei Siegen und ohne Gegentor - den SuperPott gegen die großen europäischen Sieger von einst - den BVB und Schalke 04.
Die Bochumer stellten, wie zu erwarten war, eindeutig das fitteste, schnellste und agilste Team, dagegen nahmen sich die einstigen Champions und Eurofighter doch ein wenig altväterlich aus. Nach der 0:3-Auftaktniederlage gegen den VfL beklagten sich die Dortmunder sogar in der Kabine über die Fitness und den Ehrgeiz ihrer Gegenspieler, die im Schnitt tatsächlich jünger waren. Die neben Kai Michalke (34) und Lars Ricken (34) jüngsten Turnierteilnehmer stellte allerdings der FC Schalke 04. Thomas Kläsener (34), der noch bei Red Bull Salzburg unter Vertrag steht, Matthias Schober (34), der noch als Profi Geld in Gelsenkirchen verdient, und Arnold Dybek (35) muss man nicht unbedingt zu den Oldies zählen.
Günter Kutowski zog sich Achillessehnen-Riss zu
Dass sich einige der BVB-Helden von 1997 doch besser auf dieses Turnier hätten vorbereiten sollen, wurde schmerzhaft deutlich. Günter Kutowski zog sich einen Achillessehnen-Riss zu, Ned Zelic einen Muskelfaser-Riss - beide Male ohne Fremdeinwirkung. Und so musste auf Seiten des BVB früh Frank Zöllner spielen, der Physiotherapeut von damals. Heute arbeitet „Zölle“ für den VfL Bochum.
Georgi Donkov, der aktuell Co-Trainer von Mario Basler in Burghausen ist, eröffnete den Torreigen, „Funny“ Heinemann erhöhte per Foulelfmeter, verwirkt von der aus Brasilien angereisten Fußball-Legende Julio Cesar an Donkov, und Peter Közle, der Bochumer Bayer, rundete mit dem 3:0, als alles wieder viel zu schnell ging für die Schwarz-Gelben, ab. Und hinter dem immer noch sehr aufmerksamen Tomasz Waldoch hielt Thomas Ernst die Null fest, wann immer Stephane Chapuisat und „Kalle“ Riedle versuchten, das Blatt zu wenden.
Gegen Schalke taten sich die erneut überlegenen Bochumer etwas schwerer, auch weil Mathias Schober mehrfach stark reagierte, unter anderem gegen Karsten Hutwelker, der den passenden Aufdruck auf seinem Trikot hatte. Dort stand nämlich unübersehbar „Wandervogel“. Hutwelker, der bis vor kurzem die A-Junioren des Bonner SC trainiert hat, brachte es in seiner Laufbahn als Spieler auf imposante 17 Stationen.
Die Bochumer zogen gegen Ende der Partie noch einmal das Tempo an, und dann spielte Thomas Reis, der als Sportinvalide seine Karriere früh beenden musste und momentan für den Bochumer Nachwuchs arbeitet, einmal genial durch, Peter Peschel zündete den Turbo - der SuperPott war entschieden. Und Thomas Ernst, der Unbezwungene, konnte sich auf den Abend und die „Players Party“ freuen und in diesem Zusammenhang auch darüber, dass es im Fußball doch „gewisse Konstanten“ gibt.
Schalkes Eurofighter wurden Zweiter
Ob Ralf Zumdick, der Trainer des Siegerteams, die Zeit hatte, den Abend an der Theke ausklingen zu lassen, ist nicht überliefert. Zumdick, aktuell in der Türkei Coach von Genclerbirligi, ist in Ankara voll gefordert. Noch ist das Thema Abstieg nämlich nicht vollkommen abgehakt. Zumdick vertrat gestern in Bochum Klaus Toppmöller, der zugesagt hatte, aber dann überraschend in die Schweiz gereist war - vermutlich zu Vertragsverhandlungen.
Die Schalker hielten sich in der letzten Partie des Tages mit einem 3:0 gegen den BVB schadlos und beendeten das Turnier als Zweiter. Peter Sendscheid hatte den Ball zur Führung über die Linie gekullert, und als die Dortmunder auch die besten Gelegenheiten zum Ausgleich vergeben hatten und die Beine schwer wurden, erhöhten David Wagner und Thomas Kläsener auf 3:0. Was der Begeisterung der BVB-Fans keinen Abbruch tat. Vermutlich auch eine Folge der aktuellen Kräfteverhältnisse im deutschen Fußball.
Auf Seiten der „Altmeister“ waren diese Kräfteverhältnisse eindeutig. Und VfL-Vorstand Ansgar Schwenken fand es, was nicht verwundert, „gut, dass dieses Turnier nicht 1997, sondern 2011 stattgefunden hat“. Ein Turnier, das sich 7800 Menschen angesehen haben, die damit auch einen Beitrag leisteten, die schrecklichen Folgen der Dreifach-Tragödie in Japan zu mildern. Der Erlös kam der Aktion „Deutschland Hilft“ zugute. Womit das Sieger-Bier noch besser geschmeckt haben dürfte.