Essen. Mehmet Scholl hat nach dem Portugal-Spiel viel zu ätzend gegen Mario Gomez gelästert. Deshalb ist gegen die Schadenfreude nach der Gomez-Gala gegen die Niederlande kaum etwas einzuwenden. Aber so zu tun, als hätte Scholl einen begrenzten Durchblick, wäre ein bisschen viel Schwarz-Weiß auf einmal.
Die Reaktionen sind so, wie man es erwarten konnte. Die Gelegenheit, um mit dem Finger auf Mehmet Scholl zu zeigen, wurde reichlich genutzt. Allgemeiner Tenor in den gedruckten Medien: Super-Mario hat zwei wunderbare Tore geschossen und dem lieben Scholli gezeigt, dass es klüger ist, die Klappe nicht zu weit aufzureißen, wenn man als TV-Kritiker vor einem Millionenpublikum im Fernsehstudio steht.
Und gegen diese Schadenfreude ist auch kaum etwas einzuwenden, weil Scholl tatsächlich viel zu ätzend gelästert hatte, um seine Meinung zu unterstreichen. Das ist aber auch schon alles, was man dem ansonsten so erfrischenden TV-Typen vorwerfen kann. Es ist ja beileibe nicht so, als sei Scholls Kritik am deutschen Torjäger vollkommen sinnfrei.
Mario Gomez ist kein jagender Stürmer
Man gucke nur mal nach Dortmund. Dort folgt Trainer Jürgen Klopp kompromisslos einem internationalen Trend und setzt auf den jagenden Stürmer. Einem Spielertypen also, der nicht nur torgefährlich, sondern obendrein schnell, laufbereit und trickreich ist.
So einer ist Mario Gomez ganz sicher nicht. Der Bayern-Stürmer gehört, auch wenn in sehr moderner Ausprägung, nach wie vor zur Gattung Stoßstürmer, zu einem Kicker eben, der ohne die perfekte Zuarbeit seiner Kollegen kaum erfolgreich zum Abschluss kommen kann.
Und wenn Mehmet Scholl eher ein Verfechter der Kloppschen Fußballphilosophie ist, dann ist das, ohne die großartigen Leistungen von Mario Gomez schmälern zu wollen, auch vollkommen in Ordnung so. Ganz sicher steht Scholl zu Recht in der Kritik, aber jetzt so zu tun, als hätte er nur einen begrenzten Durchblick, wäre ein bisschen viel Schwarz-Weiß auf einmal.