Essen. Die Uefa bedrängt die EM-Gastgeber, Zuschauer in die Fußball-Stadien zu lassen. Inmitten der Pandemie ist das hochriskant. Ein Kommentar.
Zwei Milliarden Euro an Einnahmen hatte sich die Uefa durch die erste paneuropäische Fußball-EM erhofft, fast ein Viertel dieser Erlöse sollten durch den Ticketverkauf erzielt werden. Das war vor Corona. Nun, inmitten der dritten Pandemie-Welle, will der Europäische Fußball-Verband zumindest einen Teil des Geldes retten, indem er die Garantie verlangt, dass bei der Multi-EM Zuschauer in die Stadien gelassen werden. Das ist nachvollziehbar, doch gefährlich.
Weil die Uefa die Obergrenzen für Zuschauerzahlen ausgesetzt hat, droht ein riskanter Wettstreit um die größtmöglichen Öffnungsschritte: Spielorte, die maximal mögliche Zuschauer-Kapazitäten versprechen, könnten den Zuschlag der Uefa erhalten. Vorsichtige, die angesichts des unklaren Infektionsgeschehens nur wenige Fans zulassen oder gar auf Geisterspielen beharren, sind als Gastgeber womöglich aus dem Rennen.
Traum von der Kontinental-EM ist eine Illusion
Kein Land, keine Stadt und keine Virusvariante ist gleich, wenn es um die Infektionsbekämpfung geht. Und weil jede betroffene Region ihre eigenen Schutz- und Öffnungskonzepte, ihren eigenen Schlachtplan gegen Corona finden muss, ist es aus Sicht des Gesundheitsschutzes für Millionen Menschen fahrlässig, pauschal Einlass-Garantien zu fordern. Es wäre fatal, jene zu belohnen, die bei der Öffnung am mutigsten sind.
Der Traum von der völkerverbindenden kontinentalen Europameisterschaft ist eine Illusion, solange das Virus grassiert. Um Reisen zwischen Risikogebieten zu verhindern, kann die Uefa nur zu dem Schluss kommen, ausländische Fans auszusperren. Dort, wo die Impfgeschwindigkeit höher ist als anderswo, mag man die Stadien zwar füllen. Mit Fußballfest, Sommermärchen oder Fan-Euphorie aber dürfte es nur dann klappen, wenn es das eigene Nationalteam ist, das da vor der Haustür spielt. Das ist schade, aber einer Pandemie geschuldet.