London. Sie sind das bekannteste Paar des deutschen Sports: Britta Steffen und Paul Biedermann. Und sie gehören zu den großen deutschen Medaillenhoffnungen für die Olympischen Spiele 2012. Doch während Biedermann zuletzt konstant in der Weltspitze mitschwamm, musste sich Steffen erst dorthin zurückarbeiten.
Sportlerin liebt Sportler. Das ist auch bei Olympia keine Seltenheit. Tennis-Star Sabine Lisicki und Schmetterling-Schwimmer Benjamin Starke sind ebenso ein Paar wie Hürdensprinterin Carolin Nytra und Weitspringer Sebastian Bayer. Das prominenteste Liebespaar des deutschen Sports sind aber Britta Steffen und Paul Biedermann.
Gleich am ersten Wettkampftag haben die beiden Schwimmstars keine Zeit zum Händchenhalten auf der Tribüne. Am Samstag hat die Liebe Pause, denn die Doppel-Olympiasiegerin von 2008 und der Doppel-Weltmeister von 2009 schwimmen zum Auftakt der olympischen Wettbewerbe vor 17500 Zuschauern im Aquatic Centre um die Medaillen. Und da fokussiert sich jeder Sportler ganz auf sich, versetzt sich in den inneren Tunnel, um dann im Becken die Höchstleistung abzurufen, wofür man sich vier Jahre lang gequält hat, Tausende von Kilometern geschwommen ist, unendliche Kacheln gezählt und etliche Tonnen im Gewichttraining hoch gewuchtet hat.
Zeit für Zweisamkeit erst nach den Finals
Am Samstagabend nach den Finals kommt dann wieder die Zeit für Zweisamkeit. Am liebsten würden sich die beiden gegenseitig zur Medaille gratulieren, denn Paul Biedermann ist über 400 Meter Freistil ebenso der Sprung auf das Podium zuzutrauen wie Britta Steffen mit der deutschen Freistilstaffel über 4 mal 100 Meter.
Vor vier Jahren in Peking wurde Britta Steffen zum Superstar des deutschen Sports. Dem Gold über 100 Meter Freistil ließ sie den Triumph über 50 Meter folgen. Von einer Minute zur anderen stand die eher scheue und ein bisschen blasse Britta Steffen im Scheinwerferlicht. Werbeverträge brachten Geld, die Goldmedaillen die Wahl zur „Sportlerin des Jahres 2008“. Ungewohnte Auftritte auf großer Bühne, an die sich die Berlinerin erst gewöhnen musste.
Nach Peking folgten schwere Jahre
Der großen Vorstellung bei Olympia folgten keine einfachen Jahre. Zwar trumpfte sie bei den Weltmeisterschaften 2009 in Rom ähnlich auf wie in Peking, doch dann musste sie wegen einer hartnäckigen Verletzung ein Jahr lang pausieren.
Beim Comeback bei der WM 2011 in Shanghai ging sie gründlich baden. Nach einem trotz des Gewinns der Bronzemedaille verpatzten Auftritt in der Freistilstaffel packte sie die Koffer und flüchtete in einer Nacht-und Nebel-Aktion nach Deutschland. Die Unstimmigkeiten mit den Teamkolleginnen sind längst ausgeräumt. Steffen will keine Sonderrechte, sie will ein Teil der Mannschaft sein.
Unmöglich ist für Steffen nichts
Im Vorbereitungs-Lehrgang in Hamburg lud sie ihre Staffelkolleginnen kurz vor Olympia zu einem „Mädchenabend“. Auch wenn jeder allein im Wasser schwimmt, der Teamgeist hat schon so manchen Schwimmer beflügelt, wie die olympische Geschichte noch 2008 bewies. Damals holte US-Schluss-Schwimmer Jason Lezak in der Freistilstaffel gegen die führenden Franzosen über eine Körperlänge auf und rettete so Michael Phelps das Achtfach-Gold.
Unmöglich ist auch für Britta Steffen in London nichts. Über 100 Meter Freistil ist die Niederländerin Ranomi Kromowidjojo in diesem Jahr um eine Sekunde schneller gewesen als Steffen, aber die 28-jährige Titelverteidigerin sagt der Olympiastadt angemessen: „Impossible is nothing“. So ähnlich wird es ihr wohl auch Friederike Janofske gesagt haben. Die Psychologin wird wie schon in Peking auch in London für die mentale Betreuung von Britta Steffen vor Ort sein.
Biedermann liebt den Wettkampf
Auf solche Unterstützung verzichtet Steffens Freund. Paul Biedermann ist ein Typ, der den Wettkampf liebt, der es versteht, in der Stunde X alles abzurufen, was in ihm steckt. Am Samstag schlägt die Stunde X für Biedermann. Über 400 Meter Freistil hält er den Weltrekord, aber das war zu einer Zeit, als sich die Schwimmer in High-Tech-Anzüge pressten.
Seit deren Verbot hat Biedermann fünf Kilo abgenommen, weil in der normalen Badehose der Auftrieb geringer ist. Zu viele Muskeln bremsen in diesem Fall. Nach Platz fünf in Peking vor vier Jahren hat er ein klares Ziel: „Natürlich will ich mich steigern: Und einen vierten Platz nimmt sich doch niemand vor. Also will ich eine Medaille und vor allem alles geben. Wozu es dann reicht, werden wir sehen.“ Wie sagt seine Lebenspartnerin: Impossible is nothing, nichts ist unmöglich.