Essen. Kanu-Olympiasieger Ronald Rauhe (40) hat seine Karriere kürzlich beendet. Auch er war einmal Juniorsportler des Jahres - und erinnert sich gern.
Wenn an diesem Samstag in Düsseldorf bei einer großen Newcomer-Party der Deutschen Sporthilfe die „Juniorsportler des Jahres“ geehrte werden, schließt sich für den Kanuten Ronald Rauhe ein Kreis. 1998 wurde der heute 40-Jährige selbst mit dem wichtigsten Nachwuchspreis des deutschen Sports ausgezeichnet. Er erinnert sich noch gut daran, wie ihm, dem Ski-Fan, Katja Seizinger den Preis überreichte.
Das sei für ihn "in zweierleich Hinsicht eine große Nummer" gewesen. Und natürlich war ihm klar, was das nun bedeutete: „Wenn man sich anschaut, was für Sport-Größen vor ihrer Karriere einmal die Juniorsportlerwahl gewonnen haben, dann sind das schon ganzschön große Fußstapfen.“ Neben Katja Seizinger gehören auch Schwimm-Idol Franziska van Almsick, Tischtennis-Rekordeuropameister Timo Boll oder die beiden Biathlon-Stars Magdalena Neuner und Laura Dahlmeier zu den Ausgezeichneten. Sie alle begannen danach große Karrieren. Da weiß man auch, was für ein Erbe man antritt, wenn man diese Auszeichnung gewinnt“, sagt Rauhe.
Juniorsportler-Auszeichnung war für Rauhe "eine extreme Motivationsspritze"
Für ihn war der Moment damals besonders. „Eine solche Anerkennung hatte ich vorher noch nicht erfahren“, sagt er. Diese sei für ihn „ein Sprungbrett“ gewesen. Als Junior habe er damals am Scheideweg und vor der Frage „Macht man weiter mit dem Spitzensport oder lässt man den Schritt zu den Erwachsenen lieber blieben?“ gestanden. „Die Auszeichnung war in dieser Situation eine extreme Motivationsspritze.“
Und sie wirkte: Heute ist der Berliner einer der erfolgreichsten Kanuten Deutschlands, mehrmaliger Weltmeister. In Tokio beendete er im Sommer mit einem erneuten Olympiasieg seine Karriere. Von der Sporthilfe wird er an diesem Samstag im Rahmen der Newcomer-Feier offiziell verabschiedet. „Für mich hätte es nicht besser laufen können", sagt er zu seinem Karriereende mit dem goldenen Paukenschlag in Tokio. "Es war noch viel schöner als die Bilder und Erwartungen, die ich vorher in meinem Kopf hatte."
Zum Abschluss noch Olympia-Gold
Rauhe, der mit Max Rendschmidt, Tom Liebscher und Max Lemke im Vierer-Kajak triumphiert hatte, wurde zum Ende der Spiele eine besondere Ehre zu Teil: Er war deutscher Fahnenträger bei der Abschlussveranstaltung im - wenn auch fast leeren - Olympia-Stadion. „Mir war es auch gar nicht wichtig, dass kaum Publikum im Stadion war", erzählt er. "Es war für mich vielmehr eine symbolische Wertschätzung. Nicht nur für das, was ich in Tokio geleistet habe, sondern für meine gesamte Karriere. Auf diese Würdigung bin ich sehr stolz. Insbesondere wenn man das Verhältnis zwischen Medaillengewinnern und Athleten, die die Fahne tragen dürfen, sieht. Da gehört man, ähnlich wie beim Juniorsportler, schon zu einem ganz elitären Kreis.“
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Für den 40-Jährigen, der von der Sporthilfe von klein auf begleitet und gefördert wurde, beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt, richtig verarbeitet hat er den alten allerdings auch noch nicht. "Damit bin ich noch längst nicht fertig", sagt er. Momentan sei er "einfach sehr glücklich - mit der Entscheidung und wie alles gelaufen ist". Aber er weiß auch: "Interessant wird es dann, wenn alle wieder richtig anfangen zu trainieren und für mich ein neuer Rhythmus beginnt. Dann wird sich zeigen, wie das Leben, was normal war, sich verändern wird. Aber darauf freue ich mich! Ich bin gespannt, wie sich das anfühlen wird.“
Weiterhin Vorbild sein
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In Düsseldorf wird Ronald Rauhe nun dabei sein - um selbst verabschiedet zu werden, um sich aber auch als nahbares Vorbild für die jungen Athletinnen und Athleten zu präsentieren. "Ich habe es immer als Chance gesehen, das, was ich erlebt habe, auch weiterzugeben", sagt er. Damit werde er nicht aufhören - nur die großen Bühnen des Sports, die überlässt er nun anderen.