Berlin. Die Schwimmerin Anna Elendt gewinnt erst in Ungarn eine Silbermedaille und anschließend bei den Finals in Berlin einen Meistertitel.
Die Müdigkeit brach sich Bahn, als ihr Körper die Adrenalinausschüttung drosselte. „Langsam merke ich, wie erschöpft ich bin“, sagte Anna Elendt, nachdem sie bei den deutschen Meisterschaften im Schwimmen, die im Rahmen des Multisportformats „Die Finals“ in Berlin ausgetragen wurden, die letzten Energiereserven mobilisiert hatte. Die 20-Jährige aus Frankfurt am Main, spätestens seit ihrem Silbergewinn über 100 Meter Brust bei der WM in Budapest (Ungarn) das neue Gesicht des deutschen Schwimmens, hatte sich über die doppelte Distanz in der Zeit von 2:27,28 Minuten den nationalen Titel gesichert – und war darüber fast so glücklich wie über WM-Silber.
„Es fühlt sich gar nicht so viel anders an. Ich schwimme unheimlich gern in Berlin, deshalb war es für mich auch keine Frage, dass ich die Strapazen auf mich nehme, um hier anzutreten“, sagte sie. Um 3 Uhr waren Elendt, der für die SG Frankfurt startende Essener Lucas Matzerath (22), Isabel Gose (20/Magdeburg) und der Hamburger Rafael Miroslaw (21) am Sonntagmorgen aufgestanden, um aus Ungarns Hauptstadt nach Berlin zu fliegen. Sechs Stunden dauerte die Anreise wegen logistischer Probleme, kurz nach der Ankunft standen die Vorläufe an, am Nachmittag dann die Finals.
„Körperlich ist das schon hart. Aber ich habe versucht, die Belastungen nicht so sehr zum Thema zu machen und mich auf den Wettkampf hier zu fokussieren“, sagte Matzerath, der über 50 Meter Brust in 27,27 Sekunden mit fünf Hundertstel Rückstand auf Melvin Imoudu (23/Potsdam) Zweiter wurde. Nach der kraftraubenden WM freut er sich nun auf ein paar freie Tage, ehe die Vorbereitung auf die EM in Rom (11. bis 21. August) beginnt. „Das ist für mich der Saisonhöhepunkt“, sagte Matzerath.
„Ein cooles Event“
Auch Gose, die über 800 Meter Freistil nach 8:28,36 Minuten als Erste anschlug, und der deutsche Rekordhalter Miroslaw, der über 100 Meter Freistil in 48,57 Sekunden triumphierte, waren der Bitte des Deutschen Schwimmverbands gefolgt, trotz der WM-Belastungen in Berlin anzutreten. Schließlich sollte angesichts der breiten TV-Präsenz bei ARD und ZDF ein erlesenes Feld präsentiert werden, nachdem die WM nur im Livestream des Weltverbands zu sehen war. „Dafür haben wir das gern gemacht, es ist ja ein cooles Event“, sagte Miroslaw.
Anna Elendt war froh über die Aussicht, nun ein paar Tage durchatmen zu dürfen. „Im Vorlauf ging es noch, aber im Finale habe ich gespürt, dass es hart wurde“, sagte sie. Zur sportlichen Belastung kommt bei ihr hinzu, nun eine gefragte Frau zu sein. „Daran muss ich mich erst einmal gewöhnen. Aber es macht mich schon stolz, jetzt ein Vorbild für andere zu sein“, sagte sie.