Salzburg/München. In der Champions League will der FC Bayern am Mittwoch seine Form wiederfinden. Hoeneß wettert gegen Play-offs und DFL-Chefin Hopfen.

Am Dienstag wirkte die Blamage von Bochum noch immer nach, der Blick zurück erlaubte aber auch Zuversicht. Auf jede Enttäuschung hatte der FC Bayern in dieser Saison ja bisher eine erfolgreiche Antwort gefunden. Den schon fünf Niederlagen, darunter das heftige 0:5 im DFB-Pokal in Mönchengladbach, ließen die Münchener stets Siege folgen, meist sogar deutliche.

Eine derartige Reaktion erhoffen sie sich beim FC Bayern auch im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League bei RB Salzburg an diesem Mittwoch (21 Uhr/DAZN). Für die Münchener geht es darum, schnell wieder Qualitäten eines Titelanwärters in Europas Eliteliga zu zeigen. Nachträglich soll gelingen, was sie in der Bundesliga bei der 2:4-Niederlage in Bochum am Samstag nicht geschafft hatten. „Wir sind schon ein Spitzenteam, aber offensichtlich kriegen wir es nicht hin, dass sehr viele Spieler dann den Schalter umlegen können“, hatte Trainer Julian Nagelsmann nach der ausgebliebenen Wende beim VfL kritisiert.

Thomas Müller setzt auf Reaktion gegen RB Salzburg

Am Dienstag betonte Nagelsmann, nichts an der offensiven Spiel- und Herangehensweise ändern zu wollen, gab für deren Umsetzung vor der Abreise ins rund 150 Kilometer entfernte Salzburg aber in Auftrag, „keine Plattform zu bieten“ für weitere Kritik. Thomas Müller formulierte es zu Beginn der „sehr, sehr wichtigen Phase“ in dem „für uns extrem wichtigen Wettbewerb“ prägnanter: „Es ist ein K.o.-Spiel – und dementsprechend müssen wir auch agieren.“ Man sei „ein bisschen im Wartestand gewesen in den letzten Wochen, auf der Suche nach dieser heißen Phase“, erklärte der Offensivspieler, und er hoffe, „dass das jetzt der Aufgalopp ist, um dieses Gefühl wieder zu spüren“. Doch geht das so einfach, jetzt wieder voll da zu sein?

Krempelt schonmal die Ärmel um: Bayern-Trainer Julian Nagelsmann (rechts).
Krempelt schonmal die Ärmel um: Bayern-Trainer Julian Nagelsmann (rechts). © AFP | Unbekannt

Es soll jedenfalls auch im übertragenen Sinne ein Umschaltspiel werden für den FC Bayern bei jener Mannschaft, die sich durch Pressing, Gegenpressing und schnelle Spielzüge nach Ballgewinnen über die Außen auszeichnet. Das sind jene Stilmittel, mit denen schon die Gladbacher und Bochumer die Münchener maximal düpiert hatten.

RB Salzburg sieht Chance gegen FC Bayern

Und auch die Salzburger rechnen sich mit dieser Spielweise etwas aus gegen die in der Defensive oft anfälligen Bayern, zumal vor rund 30.000 Zuschauern in ihrer ausverkauften Arena. „Die Vorfreude ist schon sehr, sehr groß“, sagte Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund im BR-Fernsehen und bemühte einen umgekehrten Vergleich aus dem Alpinsport. „Es ist auch beim Skifahren immer wieder so, dass Deutsche gewinnen“, sagte der Österreicher, „deswegen glauben wir auch fest daran, dass wir die Bayern überraschen können.“ Mutig und schnell wolle man spielen, den Abschluss und viel Tiefe suchen, also den typischen RB-Umschaltstil zeigen, mit dem sie es erstmals ins Achtelfinale geschafft haben.

In der Mannschaft des deutschen Trainers Matthias Jaissle, 33, ist dafür Angreifer Karim Adeyemi, 20, ein ganz wichtiger Akteur. Der in München geborene deutsche Nationalspieler kickte in der Jugend für die Bayern. Eine Disziplinlosigkeit soll dazu beigetragen haben, dass sich die Wege 2012 trennten, ehe er über Unterhaching und RBs Farmteam FC Liefering 2019 nach Salzburg kam. Von dort wird er im Sommer wohl zu Borussia Dortmund weiterziehen, angeblich wird nur noch um die Ablöse gefeilscht. Zunächst will Adeyemi aber mit RB die Bayern ärgern. „Den Druck hat Bayern“, sagte er am Dienstag, „wir können Bayern das Leben schwer machen, mit unserer Qualität und Intensität. Unser Gesamtpaket kann für Bayern ein Klotz am Bein sein.“ Das Ziel? „Wir wollen gewinnen.“ Im November 2020 hatte das in den Gruppenspielen nicht geklappt, als sich die Bayern in Salzburg 6:2 und in München 3:1 gegen Österreichs Branchenprimus durchsetzten.

Oliver Kahn: Bochum-Blamage "nicht akzeptabel"

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Die Bayern haben die forschen Töne aus Salzburg vernommen, ebenso die Kritik und Forderungen ihres Vorstandschefs. „Nicht akzeptabel“ sei der Auftritt in der ersten Halbzeit in Bochum gewesen, hatte Oliver Kahn gesagt und „mehr Disziplin und Leidenschaft auch gegen den Ball“ angemahnt, „ansonsten werden Fehler sofort gnadenlos bestraft – und international noch viel mehr.“ Früher hatte er als Torwart Mitspieler wie den Österreicher Andreas Herzog am Kragen gepackt, wenn ihm Leistung und Einstellung missfielen. Sollten die Bayern nun erneut verlieren, könnte Kahn zumindest verbal auch jetzt sehr ungemütlich werden. „Sollten wir einmal Zweiter werden, was passieren kann, ist bei uns akuter Gesprächsbedarf. Eigentlich reichen dafür schon zwei Niederlagen hintereinander“, hatte Präsident Herbert Hainer jüngst im Fachmagazin kicker gesagt.

Ehrenpräsident Uli Hoeneß findet Playoffs "lächerlich"

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Es fügte sich in den Eindruck einer nervösen Unruhe beim FC Bayern, dass Uli Hoeneß als Vorhut in Salzburg für einen Aufreger sorgte. Im ServusTV-Talk wetterte der Ehrenpräsident gegen die diskutierten Playoffs in der Bundesliga und stellte sich gegen die neue Chefin der Deutschen Fußball Liga (DFL), Donata Hopfen, sowie gegen Kahn, der sich ebenfalls offen für Playoffs gezeigt hatte. „Das ist seine Meinung, meine ist es nicht, weil ich das lächerlich finde“, sagte Hoeneß und sprach von einer „Witz-Idee“. Diese sei „doch nur ein Gesetz gegen Bayern München“, polterte er und behauptete: „Die neue Geschäftsführerin der DFL denkt jetzt Tag und Nacht darüber nach, wie können wir die Dominanz des FC Bayern brechen.“ Sein Auftritt erinnerte an alte Muster. Wenn es beim FC Bayern sportlich knirschte, hatte Hoeneß ja auch als Manager und Präsident oft die Blicke auf sich gelenkt, weg von der Mannschaft. Noch so eine Form des Umschaltspiels.