Essen. Ex-Profi Sandro Wagner profiliert sich bei der EM als Co-Kommentar. Jetzt wird er in Unterhaching Chef-Trainer. Passt das zusammen?
Der perfekte Co-Kommentator formuliert so originell, dass er in Erinnerung bleibt, kritisch, aber nie so scharf, dass die Twittergemeinde Schnappatmung bekommt und so unverbindlich klug, dass die Zuschauer sich den Gedanken ausleihen und am nächsten Tag beim Kantinengang zwischen Rindergulasch und Ravioli als eigenen ausgeben können.
Karriereschub durch TV-Kommentare für Sandro Wagner?
Sandro Wagner macht bei der EM diesen Job für das ZDF sehr ordentlich. Er füllt seine Redezeit mit der richtigen Mischung aus Analyse, Emotion und Urteil. Das, so scheint es, hat ihm zum Karriereschub verholfen. Der bisherige Coach der U19 bei der Spvgg Unterhaching wird zum Cheftrainer der 1. Mannschaft befördert.
Auf Normalmaß geschrumpfter Gigant
Für seine künftigen Schutzbefohlenen, die Spieler des Regionalligisten, möchte man hoffen, dass der Klub seine Entscheidung nicht wegen der TV-Karriere Wagners getroffen hat. Manch ein Ex-Profi, der als Fußballer als Gigant (Lothar Matthäus) oder zumindest als sehr Großer (Mehmet Scholl) für immer in Erinnerung bleiben wird und über Jahre hinweg einflussreich und von vielen gerne gehört den Terminator im Fernsehen gab, hinterließ als Trainer ein eher blasses Profil.
Vermutlich wollen die unterschiedlichen Anforderungen nicht recht zusammenpassen. Der eine, der Trainer, schleift geduldig Rohdiamanten, der andere taxiert ohne Chance auf einen zweiten, einen geduldigen Blick den Wert. Klar, Jürgen Klopp kann beides. Aber der Vergleich weist dem Berufsanfänger Sandro Wagner auf einen durch sehr tiefe Spuren gezeichneten Weg.