Eppan. Neuer fährt nun als deutsche Nummer 1 ohne Spielpraxis zur WM. Die Fragezeichen um seine Leistungsfähigkeit verscheucht er sanft, aber bestimmt.

Manuel Neuer (32) neigt für gewöhnlich nicht zu größerer Nervosität. Aber dieses kleine Insekt wurde ihm dann doch etwas lästig. „Fliege im Gesicht“, unterbrach er sich bei seinen Ausführungen, was durchaus bedauerlich war, weil es seine ersten öffentlichen Worte seit langer, langer Zeit waren. Er sprach sie an dem Tag, an dem die Fragezeichen hinter seinem Einsatz bei der WM endgültig vom Tisch gewischt worden waren. Der Kapitän der Nationalmannschaft und Mehrfachwelttorhüter reist mit nach Russland. Das machte Bundestrainer Joachim Löw am Montagmittag offiziell.

Der Profi des FC Bayern München war hernach bestrebt, auch die anderen Fragezeichen, die ihn umschwirren wie lästige Fliegen, sanft, aber bestimmt zu verscheuchen. „Ich bin fest überzeugt, dass ich den Belastungen des Turniers standhalte“, sagte Neuer, der am vergangenen Samstag beim 1:2 in Österreich nach acht Monaten Pause wegen seines dritten Mittelfußbruches und 599 Tagen ohne Länderspiel ins deutsche Tor zurückgekehrt war. „Es hing für mich persönlich viel ab von diesem Spiel“, sagte er. Als es vorbei war, waren die Wochen und Monate in der Rehabilitation vergessen. „Die Zeit würde nicht reichen, um meine Gefühlswelt da zu beschreiben. Aber ich war immer sehr positiv, habe immer das Ziel vor Augen gehabt und gewusst, dass ich es schaffen kann und schaffen werde.“

Neuer bleibt, der Kollege Bernd Leno fährt nach Hause – und der für den FC Barcelona in dieser Saison stark haltende Marc-André ter Stegen wird zum Reservetorwart. „Wir trainieren zusammen, wir reden täglich miteinander. Ich kann verstehen, dass auch er gern gespielt hätte“, sagt Neuer, hält seine Nominierung als Nummer 1 ohne Spielpraxis allerdings keinesfalls für ein Wagnis. „Ich mache mir keine Gedanken. Das Risiko ist so groß, wie bei jedem anderen Spieler auch.“