Tokio. Das Abenteuer Olympia endet für die deutschen Springreiter ohne Medaille. Die enttäuschende Bilanz wirft einige Frage auf.

An diesem Sonntag fliegen die deutschen Springreiter wieder zurück aus Japan in die Heimat. Im Gepäck wird sich statt einer Medaille ein Sammelsurium an Fragen befinden. Das Abenteuer Olympia endete ohne den angestrebten Podestplatz. Ob er ihn lieber im Einzel oder mit der Mannschaft errungen hätte, wäre Daniel Deußer sogar egal gewesen.

„Das war nicht das, was ich mir vorgestellt habe“, sagte der 39 Jahre alte Wiesbadener am Samstag im Tokioter Equestrian Park, nachdem er im Nationenpreis seinen finalen Umlauf im Sattel von Killer Queen hatte abbrechen müssen. Platz neun nur für die deutsche Equipe, die 2016 in Rio – mit Deußer – noch Bronze geholt hatte.

Das Wort Enttäuschung nahm Deußer genauso wie seine beiden Teamkollegen Andreas Thieme (Plau am See) und Maurice Tebbel (Emsbüren) sowie Bundestrainer Otto Becker in den Mund. Becker war selbst noch 2000 in Sydney beim letzten deutschen Gold dabei und weiß daher zu genau: „Springreiten heißt auch Nullreiten. Der Freitag mit der Qualifikation ohne Abwurf war ein vielversprechender Tag. Aber es gibt eben auch Tage, an denen nichts läuft.“

Olympia-Debütant Thieme wählt einen Schritt zu viel

Dass der Samstag genau in diese Kategorie fiel, wurde schnell deutlich. Erstmals wurde mit nur drei Reitern und in lediglich einem Umlauf der Olympiasieg vergeben. Jeder Abwurf konnte über Edelmetall oder Blech entscheiden, da es keine Streichergebnisse gab. Thieme und sein Pferd Chakaria hörten zweimal die Stangen zu Boden knallen – so geschehen am dritt- und vorletzten Hindernis des schwierigen Parcours.

Beim ersten Fehler zum Schluss der Dreier-Kombination hatte Chakaria zu viel Zug zum Hindernis. „Wir haben einen Plan gemacht bei der Parcours-Begehung“, erklärte Olympia-Debütant Thieme. Statt sechs Schritten Galopp hätte er fünf wählen sollen, „da hätte ich flexibler sein müssen. Der zweite Abwurf war ein Folgefehler. Ich habe Lehrgeld bezahlt.“ Otto Becker wollte das nicht so stehen lassen: „Ich muss ihn trotzdem loben. Hinterher ist man immer schlauer.“

Platz sechs nach der ersten Gruppe der zehn Nationen – noch war nichts verloren. Tebbel leistete sich mit Don Diarado den gleichen Abwurf wie Thieme zum Schluss der Dreier-Kombination. Die insgesamt 14 Hindernisse „waren schon ein harter Kurs, da können Fehler schnell passieren. Und bei drei Reitern ist alles möglich.“ Das wusste auch Deußer, der bei bis zu diesem Zeitpunkt zwölf Strafpunkten mit einem fehlerfreien Ritt noch in den Kampf um den dritten Platz hätte eingreifen können.

Olympia: Killer Queen erschreckt sich

Doch der 18. des Einzelwettbewerbs – als einziger Deutscher hatte er sich für das Finale der besten 30 qualifiziert – musste bereits früh aufgeben: Killer Queen touchierte an der ersten Dreier-Kombi das erste Hindernis, die Stange fiel zu Boden. Vor dem zweiten verweigerte die Stute dann. „Sie hat sich erschrocken. Da macht es nicht viel Sinn, weiterzureiten, wenn ich merke, dass ihr Vertrauen nicht da ist“, sagte Deußer, während Schweden und die USA im Stechen um Gold ritten. Am Ende hatten die Skandinavier die Nase vorne, Dritter wurde Belgien.