München. Bayern-Trainer Hansi Flick möchte nur über den Titelkampf in der Fußball-Bundesliga reden, alle anderen auch über seine Zukunft.
Hansi Flick tippte auf seine Trainingsjacke, auf das Emblem des FC Bayern. Doch als Bekenntnis, auch über diese Saison hinaus in München zu arbeiten, war die Geste des Trainers nicht zu verstehen. Vielmehr ging es Flick am Freitagmittag um einen fünften Stern, den man nach den bisherigen vier Sternen womöglich bekommen könnte, wie er sagte. Voraussetzung dafür wäre, erneut den deutschen Meistertitel zu gewinnen. Es wäre der neunte in Serie, der 30. in der Bundesliga und der 31. insgesamt mit jenem aus der Saison 1931/32.
Flick rückt den Liga-Alltag in den Mittelpunkt
Um die erfolgreiche Verteidigung zumindest des Ligatitels geht es nun noch, nachdem das mit den anderen Titeln in der Champions League und im Pokal nicht gelungen war. Seine Zukunft, die Debatten um sein Verhältnis zu Sportvorstand Hasan Salihamidzic sowie das Gespräch mit dem angehenden Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn? „Jetzt ist erstmal absoluter Fokus von allen – Trainern, Spielern, Umfeld, Verein, komplett alle – auf diese drei Spiele, weil sie sehr wichtig sind“, sagte Flick vor der nun anstehenden englischen Woche mit den Partien in Wolfsburg, gegen Leverkusen und in Mainz.
Es war der Versuch, nach dem Aus in Europa gegen Paris Saint-Germain am Dienstag die Sinne zu schärfen. Zumal vor der kniffligen Rückkehr in den Liga-Alltag beim starken Tabellendritten VfL Wolfsburg an diesem Samstag, bei dem Flick mit jener Belegschaft auskommen muss, die sich in Paris vergeblich ums Weiterkommen bemüht hatte. Erst im Laufe der Woche sei womöglich mit der Rückkehr von Serge Gnabry, Leon Goretzka und Robert Lewandowski zu rechnen, sagte Flick.
Kahn und Beckenbauer erwarten Klarheit
Die anhaltenden Debatten um seine Zukunft versuchte er beiseite zu schieben. „Ich habe mit Oliver Kahn kurz gesprochen, aber da ging’s um andere Dinge“, sagte Flick. Auf Nachfrage ergänzte er, man habe darüber gesprochen, „wie wichtig diese Woche ist“, und das wüssten alle im Verein. Nur eine grundsätzliche Anmerkung machte Flick zu der Frage, ob er Harmonie oder Reibung für den besseren Antrieb zu Erfolg halte. „Wenn es irgendwo harmonisch zugeht, ist meiner Meinung nach die Chance Erfolg zu haben vielversprechender“, befand Flick. Beim FC Bayern läuft sein Vertrag zwar noch bis 2023, doch Flick gilt nach wie vor als heißer Kandidat für die Nachfolge von Bundestrainer Joachim Löw nach der EM im Sommer.
Für Flicks Zukunftsideen dürfte sich Kahn aber sehr wohl in dem Gespräch mit dem Trainer interessiert haben. Ebenso wie Franz Beckenbauer, der womöglich gerade auch im Namen des Vereins von Flick forderte, Klartext zu sprechen. „Natürlich muss er sich zu irgendetwas bekennen“, sagte Beckenbauer Sport1, „er sagt, dass er bleibt und einen gültigen Vertrag bis 2023 hat. Dann erübrigt sich die Nachfrage sowieso, denn dann ist alles gesagt. Aber wenn er das nicht macht, sind die Spekulationen natürlich offen. Mit denen muss er dann leben. Dann kann er aber nicht sagen 'nächste Frage', sondern muss darauf eingehen.“
Joshua Kimmich schafft für sich klare Verhältnisse
Für klare Ansagen bekannt ist dagegen Joshua Kimmich, und seine Interessen will der Nationalspieler der Bayern künftig eigenständig vertreten. Von seiner Berater-Agentur „fair-sport GmbH“ hat sich der 26-Jährige getrennt. Er wolle „noch stärker für meine Werte und meine Ansichten einstehen und meiner Eigenverantwortung gerecht werden“, sagte der defensive Mittelfeldspieler der Bild. Zudem sei er „überzeugt, dass ich meine eigenen Positionen inhaltlich gegenüber anderen am besten vertreten kann“. Wie Flicks Vertrag läuft auch der von Kimmich noch gut zwei Jahre. Mit dem Sechser sollen die Verhandlungen über eine Verlängerung bald fortgesetzt werden.