Essen. Zwei Athleten weigern sich, gegen einen israelischen Judoka anzutreten. Ihr Verhalten darf nicht ungestraft bleiben. Ein Kommentar.
Bei den Olympischen Spielen hat die Politik die Bühne betreten. Nach dem Algerier Fethi Nourine hat nun auch der Sudanese Mohamed Abdalrasool auf einen Kampf mit dem israelischen Judoka Tohar Butbul verzichtet. Zumindest die Absage des Algeriers Nourine gilt als eindeutig politisch motiviert. Der jüngst wieder eskalierte Palästina-Konflikt, er wirft seinen Schatten auf die Spiele.
Olympia hat schon immer politische Begehrlichkeiten geweckt, gerade wegen ihrer weltumspannenden Bedeutung wurden die Spiele instrumentalisiert. Die Nazi-Spiele von 1936, die Geiselnahme 1972, die großen Boykotte der Spiele von 1980 und 1984. Früher war es schlimmer, mag man da sagen. Das stimmt nicht ganz.
IOC hat sich immer wieder vor den Karren spannen lassen
Schlimm ist, wie das IOC sich immer wieder von den jeweiligen Gastgebern der Spiele vor den Karren spannen ließ. 2014 fanden in Sotschi die Winterspiele statt, während man in der Ukraine die Toten zählte. Das IOC verbot ukrainischen Athleten, einen Trauerflor zu tragen. Einerseits den olympischen Frieden zu beschwören, andererseits wegzuschauen, wenn es ernst wird: Diesen Vorwurf muss sich auch IOC-Präsident Thomas Bach gefallen lassen. Er versprach Reformen und löste es nie ein.
Der Frieden zwischen den Völkern aber ist ein zentraler Leitgedanke Coubertins. Um sich zu achten, muss man sich kennenlernen. In der heutigen digitalisierten Welt mag diese Idee realitätsfern wirken. Sie ist so aktuell wie nie. Bei der Fußball-EM oder bei Olympia erlebten wir politische Proteste mit Regenbogenfarben und einem Kniefall vor dem Anpfiff. Es sind Sportler, die gegen die Diskriminierung von sexueller Orientierung oder Rasse ein Zeichen setzen.
Olympia darf nicht zur Bühne für Diskriminierung werden
Den Anderen zu akzeptieren, Unterschiede zu tolerieren, das ist Grundbedingung für Frieden. Wer aber als olympischer Athlet seinen Gegner wegen seiner Herkunft beleidigt, ihm den Handschlag verweigert oder einen Wettkampf mit ihm verweigert, tritt diese Leitbilder des olympischen Sports mit Füßen. Olympia darf nicht wie im Fall des israelischen Judoka zu einer Bühne für Diskriminierung werden. Das IOC muss nun konsequent handeln, um nicht noch mehr Glaubwürdigkeit zu verlieren.