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Laufen hängt nicht vom Wetter ab. Auch dem inneren Schweinehund gehen die Argumente aus, wenn der Sportler gute Kleidung und nützliche Accessoires besitzt. DerWesten hat die Yaktrax Pro, Schneeketten für Läufer, getestet - und verlost fünf Paar.

Keine Frage: Der Winter ist da. Es schneit und stürmt, es regnet und friert. Dass Läufer dennoch nicht die Füße stillhalten, ist Ehrensache. Doch wer ist noch nicht um Ecken geschlittert oder auf Eisplatten weggerutscht. Zahlreiche „Hilfsmittel“ sollen den Läufer ohne blaue Flecke und gebrochene Knochen sicher über die Strecke bringen. DerWesten-Redakteurin Sina Heilmann hat die Schneeketten Yaktrax Pro getestet und geschaut, ob sie halten, was sie versprechen.

Die Yaktrax Pro präsentieren sich zunächst als kleines Gummiknäuel. Foto: Sina Heilmann
Die Yaktrax Pro präsentieren sich zunächst als kleines Gummiknäuel. Foto: Sina Heilmann © Unbekannt | Unbekannt

Schon lange habe ich die Lobeshymnen auf die Yaktrax Pro in der Läuferszene verfolgt und erstaunt festgestellt, wie schnell die anscheinend kleinen Yaktrax-Vorräte im Handel immer ausverkauft sind. Für viele sind die Schneeketten an den Laufschuhen bei winterlichen Streckenverhältnissen schon eine Selbstverständlichkeit. Doch die Zweifel bleiben: Kann ein wenig Kautschuk mit Metallschlaufen auf glattem Boden wirklich einen sicheren Halt geben? Und ist es mit diesen Ketten an den Schuhen überhaupt möglich, vernünftig zu trainieren?

Die ersten Schritte fühlen sich an wie auf rohen Eiern

Beim Auspacken präsentieren sich die Ketten als großer Gummiknubbel (und riechen auch so). Mit ein wenig Geduld lässt sich das Knäuel entwirren, und ich halte zwei Schneeketten in der Hand. Eine Bedienungsanleitung findet sich nicht im Pappkarton, und auf den ersten Blick ist nicht zu erkennen, wo denn vorne und hinten ist und ob es eine Unterscheidung zwischen links und rechts gibt. Aus Mangel an Informationen orientiere ich mich an dem Bild auf dem kleinen Karton und kann so wenigstens erkennen, wie herum die Kette auf den Schuh soll. Später erfahre ich, dass es wohl doch eine Anleitung gibt: Die Verpackungsfront soll aufklappbar sein und dahinter soll sich eine bebilderte Anleitung verstecken.

Es braucht ein wenig Gewalt und Zeit, um den Laufschuh in die Gummikette zu quetschen. Stramm sitzt das Gummi am Schuh, doch die Kette hängt unten durch.

Ich trage Größe 44 bei Laufschuhen, daher teste ich die Yaktrax Pro L 44/46. Ob sie wohl zu groß ist und daher unten durchhängt? Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich damit laufen soll. Ich ziehe den Schuh an, ziehe den Klettverschluss der Yaktrax fest und merke, dass auch dieser wohl eher auf einen breiten Männerschuh ausgelegt ist als auf den traditionell schmaleren Damenfuß. Doch die Kette sitzt, und wie auf rohen Eiern stakse ich durch die Wohnung und den Hausflur auf die Straße und laufe los.

Guter Griff auf schneebedeckten Waldwegen

Das Laufen funktioniert erstaunlich gut. Von der Kette unter dem Schuh ist beim Abrollen nichts zu merken. Der erste Testlauf geht durch den Wald. Der Boden ist mit einer dicken, aber bereits festgetretenen Schneedecke überzogen. Und die Yaktrax halten, was sie versprechen. Der Griff ist sehr gut, und die gelegentlichen kleinen Rutscher sind keine Erwähnung wert. Auch über Eisschollen bringen sie mich sicher. Vor allem das bergauf Laufen ist kein Vergleich zum Lauf ohne Ketten. Während es ohne Ketten traditionell zwei Schritte vor, einen zurück geht, komme ich die Berge mit den Yaktrax sehr gut hoch.

Beim Trocknen biegen sich die Schuhe nach oben, wenn man die Ketten nicht abzieht. Foto: Sina Heilmann
Beim Trocknen biegen sich die Schuhe nach oben, wenn man die Ketten nicht abzieht. Foto: Sina Heilmann © Unbekannt | Unbekannt

Angeblich soll mit den Ketten auch auf winterlichem Untergrund möglich sein, den Kilometer in vier Minuten zu laufen. Das kann ich leider aufgrund von aktueller körperlicher Unzulänglichkeit nicht testen, aber auch bei meinen kurzen Sprintversuchen ist der Tritt sicher.

Was jedoch auffällt ist, dass die Kette an der Fußspitze hochrutscht und sich eine Art Schneefänger bildet. Ob das auch daran liegen mag, dass die L-Kette für Schuhgröße 44 ein wenig zu groß ist? Das ist nicht optimal, aber nass werden der Schuh und auch der Fuß beim Schneelauf eh.

Am Ende des Laufes merke ich, dass der Griff ein wenig nachlässt. Ein Blick unter den Schuh erklärt warum: Natürlich tritt sich der Schnee auch in der Kette fest und verwandelt das Profil in eine ebene Schneeschicht. Kurz ausgeklopft und weiter geht es.

Und einmal doch ausgerutscht

Zu Hause angekommen lasse ich die Kette an den Schuhen, weil für den nächsten Tag ein weiterer Lauf geplant ist. Beim Trocknen zieht sich die Kette aber zusammen und biegt den Schuh. Auf Dauer wäre es also besser, die Ketten nach jedem Lauf abzuziehen.

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Der dritte Testlauf geht durch die Stadt. Doch bereits nach 200 Metern drehe ich um und bringe die Yaktrax nach Hause. Wie bei Autoschneeketten ist es bestimmt nicht gut, die Ketten auf geräumtem und gestreutem Asphalt zu nutzen. Und in der Stadt wechseln sich wenig oder gar nicht geräumte Gehwege mit geräumten Bürgersteigen ab. Bei einem 10-Kilometer-Lauf kämen so dennoch einige Kilometer auf „nacktem“ Asphalt zusammen und die Gefahr, dass die Ketten dann zu schnell kaputt gehen, ist mir zu groß. Dabei wären sie bei vielen Stellen hilfreich gewesen.

Das Fazit: Die Ketten halten, was sie versprechen und eignen sich vor allem auf einem vereisten und festgetretenen Schneeuntergrund. Wer aber schwerpunktmäßig in der Stadt unterwegs ist und so auch oft auf geräumtem Asphalt läuft, sollte überlegen, ob das die Ketten nicht zu schnell verschleißt.

Dennoch gibt es einen blauen Fleck als Andenken an den ersten Lauf mit den Yaktrax-Ketten: Im gefliesten Hausflur bin ich in der Kurve weggerutscht.