Essen. Fan-Party im Wembley-Stadion, Zuschauerpläne in Deutschland: Ohne Impfturbo bleiben Öffnungen ein Spiel mit dem Risiko. Ein Kommentar.
Auf der Zielgeraden angekommen, sendet diese Fußball-EM Bilder feiernder Fans in die Wohnzimmer der Menschen – und beflügelt so ein Wunschdenken: Seht, das Virus ist besiegt. Doch so wichtig es auch ist, in dieser endlos langen Pandemie positiv zu denken: Wir sollten der Uefa nicht glauben, dass das Leben wieder so sein könnte wie früher.
Nicht zu verstehen, dass England öffnet
Im Grunde beginnt im Kampf gegen Corona nun erst die schwierigste Phase – denn es gilt, das zu verteidigen, was die Menschen durch Disziplin erreicht haben: fallende Inzidenzen.
In England steigen die Zahlen. Wie verrückt ist es, ausgerechnet jetzt, wo sich die deutlich ansteckendere Delta-Variante auf der Insel ausbreitet, 60.000 Zuschauer in den Finalspielen zuzulassen? Oder im ganzen Land Maskenpflicht und Abstandsgebot aufzuheben, wie es Premier Johnson nun angekündigt hat?
Wer sich impfen lässt, schützt Mitmenschen
Geimpfte, Getestete, Genesene – auch in Deutschland dürfen sie sich Hoffnungen machen, zum Start der Bundesliga im Stadion dabei zu sein. Die Politik hat mit Abstrichen grünes Licht gegeben und 50 Prozent Stadion-Auslastung – aber maximal 25.000 Fans – vorerst erlaubt. Bayern öffnet wegen der Delta-Variante vorsichtiger und deckelt die Auslastung bei 35 Prozent. Dass die Entscheidung aller Staatskanzleien zeitlich in die Finalwoche der EM und in die Endphase des Bundestagswahlkampfs fiel, dürfte kein Zufall sein.
Was England mit Deutschland verbindet: Ohne einen „Impfturbo“ ist die Rückkehr der Zuschauer weiter ein Spiel mit dem Risiko. Mit dem Signal zur Öffnung und der Lockerung der Corona-Maßnahmen ist nun der Zeitpunkt gekommen, an dem die Bürger mehr Eigenverantwortung übernehmen müssen. Dazu zählt, dass möglichst schnell möglichst viele Menschen ein Impfangebot annehmen sollten. Sich impfen zu lassen, bedeutet auch, seine Mitmenschen zu schützen.
Ja, BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hat recht mit seinem Satz, dass die Menschen lernen müssten, mit dem Virus zu leben. Niemand verbietet, sich dabei so clever wie möglich anzustellen.