Essen. Sportlich verläuft der Start von Bundestrainer Flick vielversprechend. Doch das DFB-Team muss auch ein weiteres Ziel verfolgen. Ein Kommentar.
Zwei beschwerliche Wege muss die deutsche Nationalmannschaft bewältigen. Der eine soll sie wieder zur Spitze des Weltfußballs führen, die sie in den vergangenen Jahren aus den Augen verloren hat. Der andere ist weniger sichtbar, ist ein wenig vernebelt, erfordert viel Geschick und Gefühl, nicht nur sportlichen Erfolg. Es ist der Weg zurück in die Herzen der deutschen Fußballfans.
Identifikation funktioniert über Leidenschaft, über Begeisterung, über Nähe. Vieles davon blieb auf der Strecke seit der verkorksten Weltmeisterschaft 2018. Es war aufrichtig von Joachim Löw, dass er den Vorrunden-K.o. nicht auf sich sitzen lassen, dass er den Scherbenhaufen selbst kitten wollte. Aber klug war es nicht. Er hätte merken sollen, dass es vorbei war.
Noch stand dem DFB kein großer Gegner im Weg
Der Neuanfang unter Hansi Flick verlief bisher vielversprechend. Aber: Abwarten, noch stand kein großer Gegner im Weg. Dennoch lässt sich bereits feststellen, dass der neue Bundestrainer vieles richtig macht. Er gibt keinem Spieler eine Einsatzgarantie, zeigt aber, dass er Leistung belohnt. Er schenkt den Spielern nichts, verlangt von ihnen, dass sie sich in ihren Vereinen auch gegen Widerstände durchsetzen (wie Kai Havertz und Timo Werner in Chelsea), unterstützt sie aber in schwierigen Zeiten (wie Leroy Sané und Niklas Süle in München). Und er sendet wichtige Signale. Sind zwei Kandidaten für eine Position ähnlich stark, will er eher den Jüngeren nehmen – „weil ich von ihm in Zukunft noch mehr erwarten kann“.
Und so zählen auch die drei Top-Talente Florian Wirtz, Jamal Musiala und Karim Adeyemi wieder zum Aufgebot. Alle schon stark – und noch entwicklungsfähig. Berechtigte Hoffnungsträger auf den beiden beschwerlichen Wegen.