Essen. Nach der Sky-Konferenz am Samstag gab es Kritik an den Sky-Kommentatoren Jörg Dahlmann und Frank Buschmann. Wir haben mit Dahlmann gesprochen.
Zum ersten Mal gehörten die erfahrenen TV-Kommentatoren Jörg Dahlmann und Frank Buschmann am Samstagmittag gemeinsam zum Team des Pay-TV-Senders Sky bei einer Bundesliga-Konferenz. Die Kritik an den emotionalen Reportern war heftig. "Unerträglich", "untragbar", "nervig" - das sind nur drei Adjektive von Sky-Kunden.
Frank Buschmann ließ nur die negative Kritik eines Autors des Westfalenblatts an sich heran. "Ich finde es generell wichtig und gut, dass man die eingeforderte Sachlichkeit dann direkt mal vormacht....", schrieb Buschmann bei Facebook.
Anders Jörg Dahlmann. Der 58-Jährige begann 1983 beim ZDF und berichtete seitdem für viele Sender über Fußball. Berühmt wurde er am 31. August 1993 für die Schilderung des Traumtores von Jay-Jay Okocha für Eintracht Frankfurt gegen den Karlsruher SC, als er das Tor aus vielen Zeitlupen zeigen ließ und sagte: "Sollen sie mich doch rausschmeißen bei Sat1." Am Samstag berichtete über das Spiel zwischen Mainz 05 und Hannover 96. Wortspiele wie "Maxim holt das Maximale heraus" oder emotionale Schilderungen einer Zeitlupe wurden mit einem Shitstorm in den sozialen Netzwerken und Kommentaren gewürdigt. Spiegel Online schrieb zum Beispiel: "Wie kann man denn bitte die Zeitlupe einer vergebenen Torchance kommentieren wie einen Atombombenabwurf??!!"
Wir haben uns mit Dahlmann unterhalten.
Die Reaktionen auf Sie und Frank Buschmann waren schon heftig. Sind Sie überrascht von den Kommentaren im Netz?
Jörg Dahlmann: Nein. Ich habe mit Kritik gerechnet, allerdings nicht mit dieser offensichtlichen Heftigkeit. Es ist schade, aber ich respektiere die Meinungen. Es war ausdrücklicher Wunsch von Sky, dass neben der Fachlichkeit mehr Emotionen transportiert werden. Fußball ist Emotion. Stellen Sie sich mal vor, ich wäre in Brasilien Reporter. Die würden mich als Einschlaf-Lusche rausschmeißen. Vielleicht sucht sich der Fan auch neue Opfer, nachdem jahrelang Marcel Reif und Fritz von Thurn und Taxis von vielen gehatet wurden. Jetzt sind es eben "Buschi und Dahli".
War Ihr Stil früher bei Sat.1 oder zuletzt bei Sport1 auch so umstritten?
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Dahlmann: Bei Sport1 habe ich sicherlich auch polarisiert. Aber in beiden Häusern hatte ich ein sehr gutes Standing. Vor allem, weil ich emotional war. Das Okocha-Tor, das 7:0 des KSC gegen den damaligen spanischen Spitzenreiter Valencia oder Otto Rehhagels Wechselfehler wurden immer wieder als Beispiele genannt, wie man mit besonderen Situationen umzugehen hat. Und schließlich - und da bin ich auch ein bisschen stolz - habe ich den deutschen Journalistenpreis für meine Rehhagel-Wechselfehler-Reportage bekommen. Bei Sport1 habe ich versucht, Emotionen über Zuschauer zu transportieren. Keiner lebt Fußball mehr als der Fan. Das kam nicht bei allen gut an, die ausschließlich Fußball sehen wollen. Aber ich habe dafür auch sehr viel Zuspruch erhalten, weil eben nicht nur Taktik-Theorien, sondern Emotionen transportiert wurden.
Hat sich das Zuschauerverhalten vielleicht grundsätzlich verändert?
Dahlmann: Ja. Wir leben immer mehr in einer Kritik-Gesellschaft, in der das Glas oft halbleer ist. Anti DFB, Anti Show, anti hier, anti dort. Das Schlimme ist, Gewalt und Bedrohungen nehmen zu. Wenn mir jemand schreibt, er hoffe, dass ich vom Krebs zerfressen werde, ist bei mir ein sehr kritischer Punkt deutlich überschritten. Vor allem bei meiner gesundheitlichen Vorgeschichte (Dahlmann litt an Darmkrebs, Anmerkung der Redaktion). Ich würde mich über mehr Toleranz freuen. Auch bei der Sky-Konferenz. Es ist doch toll, dass wir so unterschiedliche Typen sind. Der eine eher ruhiger, der andere eher emotionaler. Dieser Mix macht doch die Konferenz zu einem echten Programm-Highlight.
Werden Sie Ihren Stil ändern?
Dahlmann: Ich bin keiner, der Kritik arrogant an sich abprallen lässt. Konstruktiv vorgetragene Vorschläge und Hinweise höre ich mir immer an. Ich habe kein Problem damit, an der ein oder anderen Stelle etwas Saft rauszunehmen. Aber bitte, bitte lassen Sie mich, den Ruhrpott-Jungen, bei Highlights auch weiterhin aus dem Sattel steigen. Ach ja, das wollte ich neben meiner Bitte um mehr Toleranz noch mitteilen: Für mich ist Reportieren kein reiner Job. Ich bin Fan. Ich liebe den Fußball.