London. Silke Spiegelburg galt als eine der großen Gold-Favoritinnen im Hochsprung, erst kurz vor den Olympischen Spielen hatte sie ein internationales Meeting eindrucksvoll gewonnen. Doch in London blieb sie weit unter ihren Möglichkeiten, am Ende jubelten die Anderen.
Während Silke Spiegelburg bittere Tränen über die Wangen liefen, schrie Jennifer Suhr aus den USA ihre riesige Freude über das Gold im Stabhochsprung heraus. Mit 4,75 m wurde die 30-Jährige nicht nur Olympiasiegerin, sondern beendete auch die Regentschaft der Russin Jelena Isinbajewa, die 2004 in Athen und 2008 in Peking gewonnen hatte. Silber ging an die Kubanerin Yarislei Silva (4,75), Bronze an Isinbajewa (4,70). Spiegelburg blieb mit 4,65 m nur der vierte Platz.
Es sollte eigentlich endlich der große Tag der Silke Spiegelburg werden. Mit 4,82 m hatte die Leverkusenerin kurz vor Olympia ihre Goldambitionen eindrucksvoll unterstrichen. Aber nach dem vierten Platz bei der Weltmeisterschaft 2009 in Berlin reichte es ein weiteres Mal nicht für den ganz großen Sprung. Wieder nur Vierte. Mit Spiegelburg, Martina Strutz auf Platz fünf (4,55 m) und Lisa Ryzih auf Rang sechs (4,45 m) erreichte das deutsche Trio ein starkes Mannschaftsergebnis, aber eine solche Wertung gibt es bei Olympia nicht.
Stabhochsprung ist auch ein Pokerspiel. Das Motto heißt, so spät wie möglich einsteigen, um die Kräfte für die wichtigen Höhen im Kampf um die Medaillen zu schonen. Aber doch so früh wie nötig, um den bei allen Stabartisten so gefürchteten Salto Nullo zu verhindern. Und so griffen die Topfavoriten Suhr, mit 4,83 m die Weltjahresbeste, Spiegelburg und Isinbajewa als einzige erst bei einer Höhe von 4,55 m erstmals zu ihrem Stab. Während Suhr und Spiegelburg locker die Latte überquerten, leistete sich Isinbajewa, die Herrin der Lüfte, einen Fehlversuch.
Isinbajewa hat viel von ihrer Magie verloren
Die einstige Wunderspringerin hat zuletzt viel von ihrer einstigen Magie verloren. Die 30-Jährige wurde in diesem Winter zwar zum vierten Mal Hallen-Weltmeisterin und hat 28 Weltrekorde aufgestellt, doch ihr letzter Titel im Sommer liegt vier Jahre zurück. 2008 siegte sie in Peking. Bei der Weltmeisterschaft 2009 in Berlin scheiterte sie an der Anfangshöhe, 2010 nahm das Glamourgirl eine Auszeit, nachdem ihr Körper, wie sie sagt, total leer gewesen sei - emotional und physisch. In London vermied sie einen weiteren Salto Nullo. Aber für das dritte Gold in Serie reichte es nicht.
Es war nicht nur ein Pokerspiel, es war auch eine Windlotterie. Die Trainer standen wie beim Skispringen und gaben die Richtung der wechselnden Winde an. Das deutsche Trio fand in London nicht die richtige Lösung. Die Medaillen gingen in die USA, Kuba und Russland.