Frankfurt/Main. Die Studie über Doping in Westdeutschland erhebt auch Vorwürfe gegen den Deutschen Fußball-Bund. Jetzt hat der DFB zu den Anschuldigungen Stellung bezogen. “Der renommierte Jura-Professor Martin Nolte“ habe nachgewiesen, “dass bei der WM 1966 kein Dopingvergehen vorlag.“

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat auf Vorwürfe gegen den Verband in der Studie über Doping in Westdeutschland reagiert und Anschuldigungen gegen Spieler aus der Vize-Weltmeistermannschaft von 1966 von sich gewiesen. "Der renommierte Jura-Professor Martin Nolte von der Sporthochschule Köln hat sich in einer Studie intensiv mit dem Thema befasst und kommt zu dem klaren Ergebnis, dass bei der WM 1966 kein Dopingvergehen vorlag", teilte der DFB auf SID-Nachfrage mit.

In der vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) am Montag veröffentlichten Studie steht, dass bis 1960 im deutschen Sport Amphetamine "systematisch zum Einsatz gekommen" sind. Auch die Elite des deutschen Fußballs habe die Aufputschmittel genommen.

"Feine Spuren Ephedrin"

Die Studie erwähnt auch einen Brief des Fifa-Funktionärs Prof. Dr. Mihailo Andrejevic an den Präsidenten des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), Dr. med. Max Danz, aus dem Jahr 1966, der sich mit den Dopingkontrollen des Weltfußballverbandes bei der WM 1966 in England auseinandersetzte. "Dieses Schreiben belegt, dass drei deutschen Fußballern am Ende des Turniers 'feine Spuren' Ephedrin nachgewiesen wurden", heißt es wortwörtlich in der Studie. Schon damals sei Ephedrin, ein gängiges Mittel gegen Schnupfen, ganz klar ein verbotenes Dopingmittel gewesen.

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Zudem spreche auch einiges dafür, dass in der Fußball-Bundesliga gedopt wurde. Dies folgern die Wissenschaftler aus einer einzigen Aussage. "Auch der Vorwurf des Sportmediziners Dirk Clasing aus dem Jahre 1970, wonach es keine Fußball-Elf gebe, "die nicht in irgendeiner Form gedopt ins Spiel' gehe, deutet auf einen verbreiteten Amphetamin-Konsum in der 1963 gegründeten Fußball-Bundesliga hin." Beweise für diese Behauptung werden nicht geliefert.

Vereinbarte Dopingkontrollen

In der Studie heißt es ferner: "Am DLV und dem Deutschen Fußball-Bund, die beide ihre Dopingskandale hatten, sehen wir beispielhaft, wie seitens der Verbände agiert wurde, um die vereinbarten Dopingkontrollen bis zur Wendezeit von 1989/90 wirksam zu verschleppen oder zu umgehen. Wegen des koordinierten Vorgehens der Akteure einschließlich des BISp kann man hier von einer systematischen Verschleppung sprechen."

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Diese Behauptung ist laut Angaben des DFB an den Haaren herbeigezogen. "Das Gegenteil ist der Fall. Wir haben einem Mitglied des Forscherteams von der Uni Münster unter Berücksichtigung der geltenden Datenschutzbestimmungen einen umfangreichen Einblick gewährt", sagte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker dem Sport-Informations-Dienst (SID). Der DFB hatte 2011, nachdem die Spekulationen über Dopingeinnahmen bei der WM 1966 in England bekannt geworden waren, ein Gutachten in Auftrag gegeben, das zu dem Schluss kam, angesichts der Umstände von damals können nicht von Dopingfällen gesprochen werden. (sid)