Iserlohn. Eishockey-Erstligist Iserlohn Roosters hat Nervenstärke bewiesen: Im ersten Heimspiel der Pre-Play-offs siegte Iserlohn mit 3:2 gegen den EHC München. Bis kurz vor Schluss führten die Gastgeber 3:0, dann begann eine dramatische Schlussphase - mit dem verdient guten Ende für Iserlohn.
Die Blicke huschen nervös hin und her. Von der Anzeigetafel aufs Eis, vom Eis auf die Anzeigetafel, auf der die Sekunden unbarmherzig langsam herunter ticken. In der Eishalle am Seilersee sitzt in dieser dramatischen Schlussphase niemand mehr. Die Fans der Iserlohn Roosters stehen. Sie singen, sie pfeifen oder klatschen – und sie zittern. Bevor sie nach bangen Sekunden den 3:2-Heimsieg der Sauerländer über den EHC Red Bull München frenetisch bejubeln, mit dem die Roosters in der Dreier-Serie der 1. Play-off-Runde zum 1:1 ausgleichen und ein entscheidendes drittes Spiel um den Einzug in das Viertelfinale am Freitag in München erzwingen.
Auf diesen Pass lauert Michael Wolf. Er, der Nationalstürmer mit eingebautem Torriecher. Hellwach fährt der Iserlohner Kapitän durch das Drittel der Gäste, die einen Angriff aufbauen wollen. Sein Blick? Auf den Puck fixiert.
Wolf kennt die Atmosphäre in der kleinen Eishalle am Seilersee. Er weiß, wie bedrückend sie auf die Gegner der Sauerländer wirkt, die nur alle paar Wochen diesen Lärm von den Tribünen erleben. Diese sagenhafte Stimmung, die sich bereits vor dem ersten Bully des lang ersehnten Heimspiels in der 1. Play-off-Runde immer weiter und weiter aufschaukelt.
München von der Stimmung beeindruckt
Sie verfehlt ihre Wirkung auch in dieser 4. Minute nicht. Die Gäste zeigen sich beeindruckt. Sie sind zwar allesamt erfahrene Eishockeyspieler, aber in dieser Anfangsphase schlicht und einfach nervös. Hypernervös. Und deshalb kommt der Pass exakt dorthin, wo ihn Michael Wolf erwartet. Als die Nummer 13 der Sauerländer den Puck unter Kontrolle hat, geht alles blitzschnell. Er umkurvt Münchens Torwart Mika Noronen – und erzielt die 1:0-Führung für Iserlohn.
Ein Tor ist das, welches die Anspannung löst. Auf dem Eis, auf den Tribünen – einfach überall in der mit 4976 Zuschauern ausverkauften Eis-„Hölle“. Fast alle sind gekommen, um einen denkwürdigen Abend zu erleben, um den Traum vom Einzug in das Viertelfinale der Endrunde der deutschen Eishockey-Meisterschaft lebendig zu halten. Und bereits nach vier Minuten entlädt sich diese Sehnsucht in einem frenetischen Jubelsturm.
Perfekter kann der Auftakt in eine so wichtige Partie nicht sein.
Den Roosters bringt der Treffer zusätzliches Selbstbewusstsein. Im Gegensatz zu den ersten zwei Dritteln des Duells am vergangenen Sonntag in München (3:5) nehmen sie von Beginn an den Kampf an, sie setzen die Gegner unter Druck, sie überrennen sie förmlich. Und als wäre es der Glückseligkeit nicht genug, hämmert Bobby Raymond in der 7. Minute den Puck zur 2:0-Führung ins Münchener Tor.
Dramatisches Finale
Was folgt ist ein echter Play-off-Fight. Mit Torchancen auf beiden Seiten, mit Zeitstrafen und kleinen Nickligkeiten. „Wir haben über 50 Minuten gut gespielt“, befindet Torschütze Michael Wolf, nachdem ein dramatisches Finale hinter seiner Mannschaft und den Fans liegt: Denn so sicher der Heimsieg der Roosters in der 51. Minute erscheint, als Colten Teubert das 3:0 erzielt, so ungläubig atemlos erleben die Zuschauer, wie Nicholas Palmieri und Fabio Carciola ihre Mannschaft mit einem Doppelschlag in der 55. Minute wieder auf 2:3 heranbringen.
Eine Unterzahl, zwei Paraden von Roosters-Torwart Erik Ersberg später bricht der Jubelorkan wieder los. Denn der Traum lebt weiter – und am Freitag wartet das Pre-Play-off-Finale in München.
- Tore: 1:0 Wolf (3:28), 2:0 Raymond (6:50), 3:0 Teubert (50:59), 3:1 Palmieri (54:07), 3:2 Carciola (54:32)
- Schiedsrichter: Piechaczek/Jablukov
- Zuschauer: 4976 (ausverkauft)
- Strafminuten: Iserlohn 8 - München 14 + 10 Disziplinar (Haydar)