Doha. Public-Viewing auf dem Weihnachtsmarkt? Die Fußball-WM 2022 in Katar soll in den Winter (Mitte November und Mitte Januar) verlegt werden. Das sagte der Fifa-Generalsekretär- aber offenbar ohne Absprache. Der Fifa-Vizepräsident reagiert schockiert.

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar soll nicht im Sommer stattfinden. Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke sagte am Mittwoch im französischen Rundfunk, das Turnier werde stattdessen voraussichtlich in der Zeit zwischen Mitte November 2022 und Mitte Januar 2023 ausgetragen.

FIFA-Vizepräsident Jim Boyce ist "schockiert" über die Äußerungen von Generalsekretär Jérôme Valcke zur Fußball-WM 2022 in Katar. Die Entscheidung darüber fälle das Exekutivkomitee des Fußball-Weltverbandes, sagte Boyce am Mittwoch dem TV-Sender Sky Sport. "Stand jetzt bleibt das Turnier im Sommer", betonte Boyce. "Der Beratungsprozess wird nicht überstürzt und bekommt die notwendige Zeit, alle relevanten Elemente in Betracht zu ziehen", teilte die FIFA am Mittwoch in einer schriftlichen Erklärung mit.

Sommer-WM in Katar ein heißes Thema

Seit der Vergabe der Fußball-WM 2022 an das Scheichtum auf der arabischen Halbinsel war es ein ganz heißes Thema: Würde die WM wie gewohnt im Sommer stattfinden, müssten die Nationalmannschaften und die Zuschauer mit Temperaturen von weit über 40 Grad rechnen.

Die Stadien sollten daher gekühlt werden, um die Spiele ohne Gesundheitsgefahren abhalten zu können. In den Sommermonaten liegt die Durchschnittstemperatur zwischen 35 und 45 Grad. In der Kritik steht Katar aber vor allem wegen der Arbeitsbedingungen an den WM-Stätten.

Im Winter liegt die Temperatur bei 25 Grad

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In den Wintermonaten sei das Wetter mit Temperaturen um die 25 Grad in dem Wüstenstaat am erträglichsten, führte Valcke weiter aus. "Das ist perfekt, um Fußball zu spielen." Anfang Oktober hatte die FIFA eine Task Force gegründet, die bis Ende 2014/Anfang 2015 den geeigneten Termin finden soll und bei ihrem Entscheidungsprozess die Meinung von Spielern, Vereinen, Ligen, Verbänden, Sponsoren und Medien einbeziehen soll.

FIFA-Präsident Joseph Blatter hatte sich aus Respekt vor "der olympischen Organisation" für einen Termin Ende 2022 ausgesprochen, der nicht mit den Winterspielen kollidiert.

Widerstand vom Ski-Verband gegen Winter-WM in Katar

Der Internationale Skiverband (FIS) hatte unlängst angekündigt, dass er eine mögliche Verlegung der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in den Winter nicht kampflos hinnehmen wolle. «Wir hoffen nicht auf die Rücksicht der FIFA, das ist nicht deren Art. Aber wenn es dazu kommt, werden wir uns dagegen wehren», erklärte FIS-Präsident Gian-Franco Kasper beim Forum Nordicum im slowenischen Ankaran. (dpa/rtr/we)

Die bisherigen WM-Termine

Alle bisherigen Fußball-Weltmeisterschaften fanden seit 1930 in den Monaten Mai, Juni oder Juli statt. Grund dafür ist der internationale Spielkalender, der seit dem 19. Jahrhundert durch die englische Saison von August bis Mai fixiert ist. Die WM wurde somit immer auf die Sommerpause der Ligen terminiert, unabhängig von den klimatischen Bedingungen im Gastgeberland.

So herrschte 1970 und 1986 in Mexiko und 1994 in den USA teilweise große Hitze, bei der WM 2010 in Südafrika froren Spieler wie Zuschauer bei Temperaturen im afrikanischen Winter nur knapp über der Frostgrenze. Die umstrittene WM 2022 in Katar könnte nun erstmals in einem europäischen Winterzeitfenster stattfinden.

1930: Uruguay 13. Juli - 30. Juli 1934: Italien 27. Mai - 10. Juni 1938: Frankreich 04. Juni - 19. Juni 1950: Brasilien 24. Juni - 16. Juli 1954: Schweiz 16. Juni - 04. Juli 1958: Schweden 08. Juni - 29. Juni 1962: Chile 30. Mai - 17. Juni 1966: England 11. Juli - 30. Juli 1970: Mexiko 31. Mai - 21. Juni 1974: Deutschland 13. Juni - 7. Juli 1978: Argentinien 01. Juni - 25. Juni 1982: Spanien 13. Juni - 11. Juli 1986: Mexiko 31. Mai - 29. Juni 1990: Italien 08. Juni - 08. Juli 1994: USA 17. Juni - 17. Juli 1998: Frankreich 10. Juni - 12. Juli 2002: Japan/Südkorea 30. Mai - 30. Juni 2006: Deutschland 09. Juni - 9. Juli 2010: Südafrika 11. Juni - 11. Juli 2014: Brasilien 12. Juni - 13. Juli 2018: Russland 08. Juni - 08. Juli (dpa)