Essen. 25 Runden im Stadion können sehr ermüdend sein. Und doch hat die längste Bahndistanz einige große Namen der Leichtathletik hervorgebracht.

Besonders beliebt ist der Lauf über 10.000 Meter nicht. Beim Publikum nicht, weil es recht ermüdend sein kann, Menschen dabei zuzusehen, wie sie 25 Runden lang im Kreis rennen. Bei den Sportlern nicht, weil das Trainingspensum enorm ist, die Vermarktungsmöglichkeit etwaiger Erfolge aber eher mäßig. Und bei den Veranstaltern von Leichtathletik-Events nicht, weil so ein Rennen für mehr als eine halbe Stunde die Bahn blockiert.

Und doch hat diese Disziplin einige der größten Namen der Leichtathletik hervorgebracht: In jüngerer Vergangenheit Mo Farah, Kenenisa Bekele oder Haile Gebrselassie, in älterer Paavo Nurmi oder Emil Zátopek. Sie alle feierten zwei Olympiasiege über 10.000 Meter. Der Lauf des Briten Mo Farah zu Gold 2012 in London war ein Gänsehaut-Spektakel vom Allerfeinsten und wird von Läufern sowie Trainern noch immer gern als bestes Beispiel für den Mythos des 10.000-Meter-Laufs angeführt.

Jan Fitschen und Dieter Baumann überzeugten auf der Langstrecke

In Deutschland sind Jan Fitschen (Europameister 2006) und Dieter Baumann (EM-Zweiter 1998/2002 sowie 5000-Meter-Olympiasieger 1992) die Namen, die sich aufdrängen. Beide bestachen mit phänomenalen Endspurt-Fähigkeiten.

Wer heute in die internationale Spitze will, müsse ein Alleskönner sein, betont Tobias Kofferschläger, Cheftrainer Lauf beim TSV Bayer 04 Leverkusen: „Du hast nur eine Chance, wenn du komplett bist, wenn du von Anfang an ein hohes Tempo laufen und eine superschnelle letzte Runde hinlegen kannst.“ Und das bedeutet: Training, Training, Training. Mehrere Marathons pro Woche müssen gelaufen werden, am besten in der Höhe.

In Europa sind nur wenige dazu bereit, und von ohnehin wenigen schaffen es noch weniger in die Weltspitze. In vielen afrikanischen Ländern sei die Ausgangslage besser, erklärt Kofferschläger. Entsprechend größer sind die Erfolge der dortigen Spitzenläufer. Der Weltrekord, den zwischen 2005 und 2020 der Äthiopier Kenenisa Bekele (26:17,54) hielt, steht inzwischen bei 26:11,00 Minuten, aufgestellt von Joshua Cheptegei aus Uganda.

Deutsche Meisterschaft in Pliezhausen

So schnell wird es bei den Deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften am Samstag, 7. Mai, in Pliezhausen nicht zugehen. Titelverteidiger Jens Voigt aus Wattenscheid (Bestzeit 27:49,04 Minuten) wird krankheitsbedingt wohl nicht starten. Gut in Form haben sich im Vorfeld bereits der Dortmunder Mohamed Mohumed (28:13,83) und Samuel Fitwi aus Regensburg (28:08,83) gezeigt. Auch die Marathonspezialisten Amanal Petros (Wattenscheid) und Richard Ringer (Rehlingen) könnten über die längste Bahndistanz vorn mitmischen. Die EM-Norm liegt bei 28:15 Minuten, der Richtwert für einen der fünf deutschen Plätze beim Europacup Ende Mai in Frankreich bei 29 Minuten.

Die will der Leverkusener Jonathan Dahlke als Newcomer über 10.000 Meter knacken. Es sei aufregend, künftig Teil dieser Rennen zu sein, sagt der 27-Jährige. Schließlich seien die 25 Runden auf Grund von Führungswechseln, taktischen Finessen oder sagenhaften Endspurts oft alles andere als langweilig.