Essen.. Bengalische Feuer werden zum gefährlichen Trend bei der EM 2012. Chaoten zünden beim Public Viewing selbst inmitten von Tausenden Fans die Pyrotechnik. Frank Richter, NRW-Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, fordert null Toleranz – innerhalb und außerhalb der Stadien.
Das rote Feuer ist gefährlich. 2500 Grad heiß werden die Fackeln, die sich zum EM-Trend 2012 entwickeln: Bengalos. Beim Public Viewing in Duisburg entzündeten Chaoten das Bengalische Feuer in einem Zelt mit 400 Zuschauern. In Castrop-Rauxel verletzte sich ein Fan beim Entzünden des Feuerwerks. Und die Betreiber der Lanxess Arena in Köln haben bereits die Konsequenzen gezogen und die Präsentation der EM-Spiele in der Halle abgesagt. Für Frank Richter, NRW-Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), steht ganz klar fest: „Diese Fans zerstören die deutsche Fan-Kultur.“ Er fordert null Toleranz gegenüber den Chaoten – innerhalb und außerhalb der Stadien.
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Bengalische Feuer gehören längst zu fast jedem Bundesliga-Spiel. Zur EM zünden die Fans jetzt auch bei den Autokorsos und selbst beim Public Viewing die gefährliche Pyrotechnik. Wie erklären Sie sich den Vormarsch der roten Feuer?
Frank Richter: Die Probleme mit den Bengalos haben in der Tat zugenommen. Fußball wird für viele Fans immer mehr zum Ventil, um auf gut Deutsch die Sau rauszulassen. Sie leben sich aus, und das betrifft auch den Alkoholkonsum. Dabei ist auch das Feiern insgesamt extremer geworden. Ich habe das Gefühl, Fußballspiele werden heute gezielt dazu genutzt, die eigenen Grenzen auszutesten. Und dabei ist alles, was verboten ist, natürlich interessant. Aber Pyrotechnik ist ein Spiel mit dem Feuer.
Wie gefährlich Pyrotechnik ist
GdP: "Null Toleranz bei Pyrotechnik"
Wie steht die Gewerkschaft der Polizei zu den Bengalos?
Richter: Beim Thema Pyrotechnik gibt es überhaupt keine Toleranz. Weder innerhalb noch außerhalb des Stadions. Da schreiten die Kollegen sofort ein. Bengalische Feuer sind brandgefährlich. Es ist nur Glück, dass wir bislang keine Schwerverletzten oder Toten zu beklagen haben.
Welche Strafen erwarten die Fans?
Richter: Es gibt eine Anzeige: Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz. Da sind die Strafen auch sehr empfindlich; darüber muss sich jeder im Klaren sein.
Welche Auswirkungen haben die Bengalischen Feuer für die Außenwirkung des Fußballs?
Richter: Ganz klar: Diese Fans zerstören die deutsche Fan-Kultur. Und ich sehe gar nicht ein, dass diese wenigen alles kaputt machen. Denn wir sprechen hier von einer Anzahl im Promillebereich. In Deutschland gehen18 Millionen Menschen zum Fußball in der ersten und zweiten Liga. Und dem stehen 4000 zu Gewalt neigende Fans aus der Hooligan-Szene gegenüber.
Der Betreiber der Lanxess-Arena in Köln hat auf die Bengalischen Feuer beim Public Viewing reagiert und die Veranstaltungen in der Halle abgesagt. War das Ihrer Meinung nach zu hart?
Richter: Nein, Sicherheit ist wichtiger als kommerzielle Aspekte. Wenn ein Veranstalter das Gefühl hat, dass er die Sache nicht mehr im Griff hat, muss er reagieren. Da ist mir eine vorsichtigere Entscheidung sehr viel lieber.
"Vereine müssen konsequenter gegen Randalierer vorgehen"
Wie bekommt man Ihrer Meinung nach das Problem mit den Bengalischen Feuern wieder in den Griff?
Richter: Hier sind zuerst die Fans gefordert: Das Beste ist, wenn aus der Gruppe selbstregulierend eingegriffen wird. Aber auch die Vereine müssen konsequenter gegen Randalierer vorgehen. Die Kontrollen am Stadion sollten zum Beispiel verschärft werden. Wenn nötig, müssen Sprengstoffhunde eingesetzt werden, um verdächtige Fans zu kontrollieren. Das Sicherheitspersonal muss nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ gut aufgestellt sein. Ich kann nicht einfach jemandem eine gelbe Jacke überziehen und sagen: „Du bist jetzt Ordner.“ Und nicht zuletzt müssen sich die Vereine sehr stringent von den Störenfrieden trennen.
Was macht Bengalische Feuer eigentlich so gefährlich?
Richter: Die Bengalos kommen aus der Seeschifffahrt. Sie sind mit Magnesium versetzt, damit sie auch weiter brennen, wenn sie nass werden. Dabei entwickeln sie eine Hitze von über 2500 Grad. Das ist vielen Fans nicht wirklich bewusst. Sie besorgen sich die Pyrotechnik auf dem Schwarzmarkt oder basteln sie selbst zusammen. Die Anleitungen finden sie im Internet.
Kommentar: Warum Fans und Zuschauer den Einsatz bengalischer Fackeln ächten sollten