Essen. Nach dem Zusammenbruch des dänischen Spielers Christian Eriksen hätten die Verbände eine Fortsetzung der Partie verhindern müssen. Ein Kommentar

Ein Satz nur. Aber alle hatten auf ihn gewartet, sehnsüchtig, zitternd. Um 19.25 Uhr am Samstagabend teilte die Uefa mit: „Der Spieler ist ins Krankenhaus gebracht und stabilisiert worden.“ Das Drama um Christian Eriksen weitete sich nicht zur Tragödie aus. Der dänische Nationalspieler lebt, weil sofort nach seinem Zusammenbruch beim EM-Spiel gegen Finnland Hilfe geleistet wurde. Welch eine Erleichterung.

Als seine Mitspieler, aus deren Gesichtern Verzweiflung und Angst sprachen, einen Sichtschutz bildeten, während um sein Leben gekämpft wurde, war jedem klar: Fußball konnte an diesem Abend in Kopenhagen nicht mehr gespielt werden. Es kam anders.

Warum zeigte die Uefa die Bilder von dem lebensbedrohlichen Notfall?

In Extremsituationen können nicht nur richtige Entscheidungen fallen. Da die Uefa sich aber sonst als strenger Wächter über die von ihr gelieferten TV-Bilder gibt und unliebsame Szenen von Pyrotechnik oder Flitzern ausblendet, muss die Frage erlaubt sein, warum nun ein lebensbedrohlicher Notfall gezeigt wurde, bis das ZDF nach fünf Minuten einfühlsam ausstieg.

Es gibt eine Grenze von der Informationspflicht zum Voyeurismus, zur Pietätlosigkeit. Auch unsere Redaktion hat über jedes Foto diskutiert. Das Bild, das Christian Erik­sen auf der Trage zeigt, veröffentlichen wir nur, weil er dort erkennbar bereits bei Bewusstsein war, weil es ein Moment der Hoffnung war. Und weil wir wissen: Es ist gut ausgegangen.

Das Alternativ-Angebot der Uefa war nicht wirklich eine Wahl

Dass das Spiel fortgesetzt wurde, lag vor allem an Christian Eriksen selbst. Aus dem Krankenhaus ermunterte er die Spieler dazu, wieder aufs Feld zu gehen. Dennoch: Man hätte sich einmischen, man hätte sie stoppen sollen. Es gibt Situationen, in denen Menschen vor sich selbst geschützt werden müssen. Dies war so eine. Die dänischen Spieler standen noch unter Schock – eine solche Entscheidung hätten die Verbände ihnen abnehmen müssen. Als einzige Alternative hatte die Uefa wegen des engen EM-Plans einen Nachholtermin am Sonntag um 12  Uhr angeboten. Keine wirkliche Wahl also, eher eine zynische. Der dänische Verband hätte aber auch mit einer Absage auf drei Punkte verzichten können. Nicht immer muss die Show weitergehen.