Essen. Rainer Koch ist Geschichte, Peter Peters gescheitert. Beim DFB trägt nun Bernd Neuendorf alle Hoffnungen. Doch es bleiben Zweifel. Ein Kommentar
Jetzt wissen wir es endlich. Es waren gar nicht die nacheinander auf mehr oder weniger peinliche Weise gescheiterten Präsidenten, die den verheerenden Ruf des Deutschen Fußball-Bundes zu verantworten haben. Und natürlich erst recht nicht die anderen Mitglieder des Führungszirkels, die jahrelang illoyal ihre ureigenen Interessen verfolgten, ihre Macht zementierten und Zündschnüre legten, die zu Pulverfässen führten.
Koch und Osnabrügge machen Medien für das schlechte Image des DFB verantwortlich
Nein, es waren ausschließlich die Medien, die den DFB in schlechtem Licht stehen ließen, darauf hätte man doch gleich kommen können. Danke an den bisherigen Vizepräsidenten Rainer Koch. Danke an den bisherigen Schatzmeister Stephan Osnabrügge. Danke für die erhellende Aufklärung im Rahmen des DFB-Bundestages. „Es muss Schluss sein mit einer gegen den DFB und seine Repräsentanten gerichteten Zerstörungswut“ – diesen Appell nehmen wir uns zu Herzen. Wir werfen ab sofort nur noch mit Wattebäuschchen, wenn wieder mal die Steuerfahnung die DFB-Zentrale durchforstet oder persönliche Differenzen unter Spitzenfunktionären in Nazi-Vergleichen gipfeln.
Peters kann auch mit selbstkritischer Offenheit nicht mehr entscheidend punkten
Wenigstens Peter Peters, selbst gelernter Journalist, war so klug, in seiner Bewerbungsrede für das Präsidentenamt solchen Unfug geradezurücken: „Es liegt vielleicht nicht immer nur an Medien oder Behörden, dass der DFB dieses Image bekommen hat“, sagte er und fügte an: „Verantwortung müssen wir alle übernehmen.“ Doch auch mit dieser selbstkritischen Offenheit konnte der langjährige DFL- und DFB-Funktionär am Freitag nicht mehr entscheidend punkten. Peters hatte sein gutes Gespür dafür verloren, wann man etwas besser lassen sollte. Diesmal war er chancenlos, seine Wahlniederlage gegen Bernd Neuendorf fiel deutlich aus.
Peters hatte sich mit ungelenken TV-Auftritten keinen Gefallen getan. Und natürlich bot auch seine Schalker Vergangenheit eine Angriffsfläche: Es will ihm halt nicht jeder abnehmen, dass er als Finanzchef kaum Einfluss auf die als viel zu riskant entlarvte Vereinspolitik habe nehmen können.
Der neue DFB-Präsident Neuendorf verspricht, den Fußball in den Mittelpunkt zu rücken
Neuendorf umgibt zumindest die Aura eines Aufbruchs. Und obwohl das „System Koch“ durch Abwahl endlich beendet sein dürfte, bleiben Zweifel am Gelingen berechtigt, zu vieles ist in diesem Verband schiefgelaufen. Der neue Präsident muss jetzt beweisen, dass es nicht wie bei seinen Vorgängern nur bei Worthülsen bleibt, wenn er verspricht, den Fußball in den Mittelpunkt rücken und alles dafür tun zu wollen, dass der Verband wieder zur Ruhe kommt.