Essen. Auch immer mehr Sportler testen sich fünf Tage nach einem positiven Corona-Test frei und trainieren wieder. Medizinisch bleibt ein Risiko.
Die Corona-Inzidenzen steigen und auch im Profisport häufen sich die Positivfälle. Gleichzeitig steigt mit zunehmender Impfquote die Zahl der Sportler, die nach kurzer Pause wieder Leistungssport treiben. Die Europäische Handballföderation (EHF) hat sogar vor der Handball-EM in Ungarn und der Slowakei die Quarantäneregeln gelockert. Geimpfte Infizierte dürften nun schon fünf Tage nach Entdeckung der Infektion zur EM reisen, wenn sie einen negativen PCR-Test vorweisen können – und dürfen nach einem zweiten negativen PCR-Test nach mindestens 24 Stunden wieder spielen.
Ist das aus medizinischer Sicht sinnvoll? Nein – findet Professor Wilhelm Bloch, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Sporthochschule Köln. „Man muss ganz klar unterscheiden: Das Freitesten zeigt nur an, dass ein Mensch nicht mehr infektiös ist. Das bedeutet nicht, dass er wieder voll belastbar ist“, sagt er dieser Redaktion
Mediziner empfehlen 14 Tage Pause
Bloch ist Teil einer Expertengruppe, die Leitlinien für den Umgang mit infizierten Sportlern aufgestellt hat. Und darin empfehlen die Mediziner: 14 Tage Pause auch bei asymptomatischen Infektionen, dann erst wieder ein langsamer Aufbau. „Und davon würde ich aktuell auch nicht abweichen“, sagt Bloch.
Covid sei eine komplexe Erkrankung, die auch bei asymptomatischen Verläufen Probleme bereiten könne. „Wenn ich schon versuche, die Pause zu verkürzen, muss ich den Sportler komplett checken“, sagt Bloch. „Es ist eine individuelle Entscheidung des Arztes, den Sportler freizugeben. Das einfach ohne Untersuchung nach fünf Tagen zu tun, halte ich für gefährlich.“
Herzmuskelentzündung trotz milder Infektion
Beim Eishockeyspieler Janik Möser etwa wurde nach einer milden Infektion eine Herzmuskelentzündung entdeckt – seitdem fordert die Deutsche Eishockey-Liga von ihren Klubs ein, dass sie sich an die Expertenempfehlung halten. Andere Ligen und Verbände empfehlen dies nur – oder bleiben wie die EHF deutlich dahinter zurück.
„Ich habe mich sehr gewundert, wie stark die Regelungen bei der Handball-EM gelockert wurden“, sagt Bloch dazu. „Die Verbände gehen da teilweise ganz schön weit. Ich würde mir wünschen, dass man etwas konservativer vorgeht und das auch klar regelt.“