Berlin. Kein weiterer Schritt von Hertha BSC Berlin: Der Hauptstadtklub hat sich lange gegen den Abstieg gewehrt, ihn nun aber akzeptiert. Die Berliner verzichteten nach dem Skandal-Relagtaionsspiel gegen Fortuna Düsseldorf auf den Gang vor das DFB-Schiedsgericht und planen jetzt für Liga zwei.
Hertha BSC steht als dritter Absteiger aus der Fußball-Bundesliga nach dem 1. FC Kaiserslautern und dem 1. FC Köln fest. Die Berliner verzichteten auf einen erneuten Protest gegen die Spielwertung aus dem Relegationsspiel bei Fortuna Düsseldorf (2:2) und zogen nicht vor das Ständige Neutralen Schiedsgericht des DFB. Damit akzeptierte die Hertha den sechsten Abstieg in ihrer Bundesliga-Historie.
"Diese Entscheidung ist uns sicher nicht leicht gefallen", sagte Herthas Präsident Werner Gegenbauer, "allerdings mussten wir bei den nicht gegebenen Erfolgschancen abwägen, ob ein weiterführendes Verfahren Hertha BSC gedient hätte. Dies ist aus unserer Sicht nicht der Fall. Auch das Meinungsbild auf der Mitgliederversammlung zu diesem Thema war schließlich eindeutig", betonte der Präsident.
Berlins Rechtexperten sehen keine Erfolgsaussichten
Seit dem Wochenende liegt dem Klub die schriftliche Begründung des Urteils durch das Bundesgericht vor. Hertha studierte das Schriftstück gründlich und ließ sogar eine eine juristische Expertise anfertigen. "Die Rechtsexperten von Hertha BSC kommen zu dem Schluss, dass ein Einspruch gegen das Urteil vor dem Schiedsgericht formell zulässig, die Erfolgsaussichten jedoch nicht gegeben wären", teilte der Klub mit.
Zuvor hatten sich die Herthaner mit Händen und Füßen am Grünen Tisch gegen den Abstieg gewehrt. Die Berliner bezeichneten die Verhältnisse nach dem Platzsturm zum Ende der Skandalpartie von Düsseldorf als irregulär und legten zweimal gegen die Wertung Einspruch ein. Doch Sport- und Bundesgericht des DFB lehnten die Anträge ab und sahen keine Grundlage für eine Neuansetzung. Daraufhin befragte der Klub seine Mitglieder, die sich gegen eine Fortsetzung des juristischen Kampfes aussprachen.
Hertha plant nun endgültig für die zweite Liga
Mit der Entscheidung weiß die "alte Dame" nun, in welcher Liga sie im nächsten Jahr spielt und hat endlich Planungssicherheit. Der Ticketverkauf für die neue Saison kann beginnen. Schon am 24. Juni startet der Klub in die Vorbereitung auf die Saison. Der neue Trainer Jos Luhukay bittet um 11.00 Uhr zum ersten Trainings aufs Klubgelände.
Bislang ungeklärt blieb, welche Strafe der Klub wegen der Verfehlungen beim Skandalspiel sowie bei der Bundesliga-Partie gegen den SC Freiburg erhalten wird. Den Vorschlag des Kontrollausschuss des DFB lehnte Hertha ab und reichte am Sonntagabend dafür auch die Begründung ein. Demnach sollte der Klub eine Geldstrafe von 50.000 Euro bezahlen und zum ersten Heimspiel der neuen Saison nur 15.000 Karten an eigene Anhänger sowie 5000 Karten an Gästefans verkaufen dürfen. Manager Michael Preetz bezeichnete dies als "vollkommen unangemessen" und "nicht hinnehmbar".
Etat für Hertha-Profis wird um mehr als die Hälfte gesenkt
Klarheit herrscht indes bei dem Strafmaß für die Hertha-Spieler, die bei den Tumulten im Relegationsspiel besonders negativ aufgefallen waren. Kapitän Lewan Kobiaschwilli erhielt eine Rekordsperre bis zum 31. Dezember 2012. Christian Lell (fünf Spiele), Torwart Thomas Kraft (vier) und Andre Mijatovic (drei) bekamen ebenfalls längere Zwangssperren aufgebrummt. Lell (Ziel unbekannt) und Mijatovic (FC Ingolstadt) verlassen den Klub.
Das unrühmliche Verhalten der Spieler im Relegationsspiel bildete den Höhepunkt einer Spielzeit, die für Hertha nicht katastrophaler hätte verlaufen können. Drei Trainer verschliss der Klub, ehe am Ende der Saison der zweite Abstieg innerhalb von nur zwei Jahren feststand. Auch 'König Otto' Rehhagel konnte dies nicht mehr verhindern. Die Bilanz des 73-Jährigen fiel mit drei Siegen in 14 Spielen äußerst bescheiden aus.
In der 2. Liga wird der Etat für die Profis um mehr als die Hälfte gesenkt. Der Klub plant mit einem Spieleretat in Höhe von 13 Millionen Euro statt wie in der abgelaufenen Saison mit 27 Millionen Euro. Den Klub plagen weiterhin Verbindlichkeiten in Höhe von 34,7 Millionen Euro. Als Verkaufskandidaten gelten der Brasilianer Raffael und der Kolumbianer Adrian Ramos. Beide Südamerikaner stehen bei einigen Bundesligisten hoch im Kurs und sollen Top-Verdiener der Berliner sein. (sid)