Manchester. Nach zehn Jahren steht Pep Guardiola wieder in einem Champions-League-Endspiel. Der City-Trainer scheint aus Fehlern gelernt zu haben.

Pep Guardiola klang wie ein Preisträger bei der Oscar-Verleihung, nachdem er Manchester City zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte ins Finale der Champions League geführt hatte. Der Trainer verteilte Danksagungen in alle Richtungen im Anschluss an das 2:0 im Halbfinal-Rückspiel gegen Paris Saint-Germain (Hinspiel 2:1). Er dankte alten City-Helden und Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan aus Abu Dhabi, der den Klub 2008 übernommen und ihn seitdem mit großzügigen Investitionen zum Branchen-Riesen gemacht hat. Und er sprach jenen Mitarbeitern seinen Dank aus, die den Rasen des City-Stadions in der Halbzeitpause des Rückspiels gegen PSG von den Überresten des Hagelschauers befreiten: „Wenn die Leute glauben wollen, dass wir nur wegen des Geldes erfolgreich sind – ok. Aber wir haben unglaublich viele Helfer hinter den Kulissen.”

Werk bei Manchester City ohne Titel unvollendet

Es war Guardiola anzumerken, wie erleichtert er war über den Einzug ins Endspiel von Istanbul am 29. Mai gegen Real Madrid oder den FC Chelsea. Der Trainer trat 2016 sein Amt mit der klaren Vorgabe an, dem Verein den Gewinn des Silberpokals mit den Riesenhenkeln zu bescheren. Ohne diesen Triumph, das weiß Guardiola selbst, wird sein Wirken bei Manchester City als unvollendet gelten – genau so, wie es beim FC Bayern der Fall war, trotz der vielen Erfolge auf nationaler Ebene.

Der Einzug ins Finale ist ein persönlicher Triumph für Guardiola. Zehn Jahre ist es her, dass er zum bisher letzten Mal im Endspiel der Champions League stand, damals gewann er die Trophäe mit dem FC Barcelona, zum zweiten Mal nach 2009. Seitdem sind Zweifel an seiner Magie auf internationalem Parkett aufgekommen. Immer wieder scheiterte Guardiola in der Königsklasse. Der Trainer verstrickte sich in taktischen und personellen Gedankenspielen und schwächte seine Mannschaft damit selbst.

Aus den Fehlern der Vergangenheit scheint er endlich gelernt zu haben. Gegen PSG verzichtete er auf überraschende Kniffe und belohnt. Im Hinspiel drehte die Mannschaft um Nationalspieler Ikay Gündogan die Partie nach einem Rückstand, im Rückspiel beruhigte Manchester City schon früh die eigenen Nerven durch das 1:0 durch Riyad Mahrez und besorgte nach etwas mehr als einer Stunde mit dem 2:0 die Entscheidung, wieder traf Mahrez.

Vorwürfe gegen den Schiedsrichter

Auf eisigem Untergrund kam die Eleganz zum Vorschein bei den blendend herausgespielten Treffern, die Widerstandskraft manifestierte sich in den Grätschen. Außerdem ließ sich Guardiolas Mannschaft nicht dadurch vom Kurs abbringen, dass PSG die Partie gegen Ende zu einer wüsten Treterei machte. Mit nur einem Platzverweis – gegen Ángel Di María – war Paris noch bestens bedient. Die Verlierer erhoben danach heftige Vorwürfe gegen Schiedsrichter Björn Kuipers. Der 48 Jahre alte Niederländer soll den Aussagen von Marco Verratti und Ander Herrera zufolge „Fuck you“ („Fick dich“) und „Fuck off“ („Verpiss dich“) während der Fußball-Partie am Dienstagabend bei Manchester City zu PSG-Spielern gesagt haben. Die Uefa wollte die Vorwürfe nicht kommentieren.

„Die Leute glauben, es ist leicht, ins Champions-League-Finale zu kommen – nur, weil man es in der Vergangenheit geschafft hat”, sagte Guardiola nach dem Spiel und bezog sich damit auf die Erwartungshaltung an ihn. Doch damit macht er es sich zu einfach. Es sind nicht nur Guardiolas Titel in der Königsklasse mit Barcelona 2009 und 2011, aus denen sich die hohen Ansprüche an sein Manchester City speisen. Es ist vor allem der Umstand, dass der Klub dank der Zuwendungen aus Abu Dhabi über beinahe grenzenlose Ressourcen verfügt. Geschätzt mehr als 630 Millionen Euro – netto! – hat der Verein alleine unter Guardiola für Transfers ausgegeben. Der Gewinn der Champions League ist bei solchen Rahmenbedingungen das natürliche Ziel.

In seinem fünften Jahr in England gelingt es dem Trainer, die Ressourcen seines Klubs international perfekt zu nutzen. Er scheint die Formel zu europäischem Ruhm gefunden zu haben. Und es hat natürlich eine gewisse Ironie, dass Manchester City ausgerechnet in dieser Saison zum ersten Mal im Finale steht – nachdem der Klub nur dank eines Freispruchs vor dem Internationalen Sportgericht CAS überhaupt an dem Wettbewerb teilnehmen darf.