London. Eintracht Frankfurt darf weiter vom Gewinn der Europa League träumen: Bei West Ham United gab es einen 2:1-Sieg - auch dank einer BVB-Leihgabe.
London ist ein Ort, der zunehmend an Bedeutung gewinnt für die Europa-League-Geschichte von Eintracht Frankfurt. Vor drei Jahren war der Verein noch im Halbfinale in der britischen Hauptstadt gescheitert, und zwar auf dramatische Weise – im Elfmeterschießen beim FC Chelsea. In dieser Saison haben die Frankfurter in London möglicherweise die Basis gelegt für den Einzug ins Endspiel des zweitwichtigsten europäischen Klub-Wettbewerbs. Die Mannschaft von Trainer Oliver Glasner kam im Halbfinal-Hinspiel bei West Ham United in einer packenden Veranstaltung zu einem 2:1-Erfolg. Das Ergebnis gibt dem Bundesligisten beste Chancen, im Rückspiel am kommenden Donnerstag vor heimischen Publikum die Reise zum Finale am 18. Mai in Sevilla zu buchen.
West Ham hatte natürlich mitbekommen, dass die Frankfurter ihre Europapokal-Reisen gerne in Heimspiele verwandeln, deshalb fuhren die Gastgeber schon vor dem Spiel das volle Entertainment-Programm auf, um einer akustischen Übernahme des London Stadium vorzubeugen. Der Verein hatte den DJ engagiert, der sonst das Wembley-Stadion beschallt. Dieser spielte in dröhnender Lautstärke die aktuelle Kult-Hymne des Klubs: “West Ham are massive, everywhere we go.” Es war eben ein großer Abend, nicht nur für die Gäste – sondern auch für West Ham. Zum ersten Mal seit 46 Jahren stehen die Londoner in einem Europapokal-Halbfinale.
Diesmal waren nur 3000 Auswärtsfans zugelassen
Anders als zuletzt in Barcelona, als sich gefühlt halb Frankfurt Zugang zum Camp Nou verschafft hatte, waren nur 3000 Auswärtsfans zugelassen, und sie hatten vor dem Spiel Mühe, sich Gehör zu verschaffen. Die Anhänger von West Ham fremdeln mit dem riesigen London Stadium, das der Verein 2016 bezogen hat, doch gegen Frankfurt erzeugten sie eine ekstatische Atmosphäre. Die Spieler der Gäste ließen sich davon nicht einschüchtern und erwischten einen Traumstart. Es war keine Minute gespielt, als Rafael Borré von der linken Seite flankte und Ansgar Knauff am langen Pfosten zur Führung einköpfte.
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West Ham brauchte eine Weile, um sich von dem frühen Schock zu erholen, übernahm dann aber zunehmend die Initiative. In der 14. Minute hatte Frankfurt Glück, als Jarrod Bowen nach einen Steilpass frei für dem Tor auftauchte und den Ball an den Pfosten setzte. Sieben Minuten später stand es 1:1. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld köpfte der aufgerückte Innenverteidiger Kurt Zouma vor dem Tor quer, Sturmtank Michail Antonio staubte ab. Das London Stadium bebte.
Hinten machte es sich Eintracht Frankfurt selbst schwer
Es war ein enges Spiel, Ballbesitz und Chancen waren ungefähr gleichmäßig verteilt. Frankfurt kam zu Abschlüssen durch Jesper Lindstrøm von der rechten Seite und durch den starken Knauff nach einem Konter. Hinten machte es sich die Mannschaft selbst schwer, als Almamy Touré, Ersatz für den gesperrten Evan Ndicka, den Ball vertändelte und Glück hatte, das West Ham mit der Einladung zu nachlässig umging. Kurz nach der Pause strich ein Volley-Schuss von Tomáš Souček knapp am Eintracht-Tor vorbei. Es waren dann aber die Frankfurter, die in der 54. Minute wieder für Führung übernahmen. Djibril Sow scheiterte noch an West-Ham-Torwart Alphonse Areola, Daichi Kamada staubte ab. Der Frankfurter Block hüpfte.
West Ham mühte sich danach, zum Ausgleich zu kommen, und bereitete den Gästen in der 68. Minute eine Schrecksekunde, als der eingewechselte Saïd Benrahma den Außenpfosten traf. Genau so gut hätte Kamada den Sieg in der 79. Minute noch höher gestalten können. Doch auch er traf den Pfosten. In der Nachspielzeit setzte Bowen einen Fallrückzieher spektakulär an die Latte. So blieb es beim 2:1 für die Frankfurter. Anders als vor drei Jahren bei Chelsea konnten sie London diesmal mit einem guten Gefühl verlassen – mit dem Gefühl, nur noch einen Schritt vom Europa-League-Finale entfernt zu sein.